Alle 3 Monate gegen Coronavirus impfen - Lauterbachs Reaktion auf seinen eigenen Entwurf
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Der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat zusammen mit dem Bundesjustizminister Marco Buschmann, einen Plan veröffentlicht, wie einer neuen Coronawelle im Winter vorgebeugt werden soll. Allerdings ein Plan der schon im Vorwege wieder für Diskussionen sorgt. Nicht nur weil sich die Bundesländer alleine gelassen fühlen, sondern insbesondere auch wegen einer Aussage, die mittlerweile von vielen Menschen als Impfaufforderung verstanden wird.
Die Impfaufforderung alleine, wäre dabei nicht das Schlimmste. Vielmehr ist es die Häufigkeit der Impfung, die Lauterbach indirekt angefeuert hat, nämlich alle drei Monate. Die damit losgetretene Diskussion, findet vor allem in den Sozialen Medien statt. Umso erstaunlicher, dass Lauterbach selbst auf den Kurznachrichtendienst Twitter reagierte. "Glauben Sie im Ernst, dass Menschen sich alle 3 Monate impfen lassen, um ohne Maske in ein Restaurant gehen zu können?????? Wenn wir das wirklich oft sähen würden wir die Regel ändern, machen die Ausnahme dicht. Allgemeine Maskenpflicht im Innenraum oder Test wäre dann Konsequenz", so Lauterbach in einem Tweet auf Twitter.
Glauben Sie im Ernst, dass Menschen sich alle 3 Monate impfen lassen, um ohne Maske in ein Restaurant gehen zu können??????
— Prof. Karl Lauterbach (@Karl_Lauterbach) August 8, 2022
Wenn wir das wirklich oft sähen würden wir die Regel ändern, machen die Ausnahme dicht. Allgemeine Maskenpflicht im Innenraum oder Test wäre dann Konsequenz https://t.co/Op92v4vXiW
Eine Antwort in dem Tweet verdeutlicht das, was bereits zu befürchten war: "Lieber Herr @Karl_Lauterbach, ohne Polemik: Ich glaube, dass Ihr Entwurf diesen Anreiz setzt. Dass Menschen, die den ganzen Winter sicher+problemlos Zugang haben wollen, sich dann eben alle 3 Monate impfen. Und ich glaube, das wissen Sie. Ansonsten werde ich Sie nicht überzeugen."
In der Tat könnte es Menschen geben, die eine neue Impfung dem Tragen einer Maske vorziehen würden. Das betonte auch ein Epidemiologe über den Kurznachrichtendienst: "Lieber lassen sich einige Menschen impfen, als maskiert ins Restaurant zu gehen."
Doch die Reaktionen in den sozialen Medien sind das eine. Ganz anders die Frage, wie sich das Bundesgesundheitsministerium dazu positioniert, auch in der Frage der dann notwendigen Testzentren. Vom Bundesgesundheitsministerium heißt es dazu: "Als Regel können die Bundesländer ab dem 1.10. Masken in Innenräumen vorschreiben. Das wäre dann der Normalfall. Nur im Ausnahmefall kann davon abgewichen werden - etwa wenn jemand in den letzten drei Monaten geimpft wurde. Das folgt der Logik, dass man sich kurz nach der Impfung kaum anstecken kann. Ein Aufruf, sich alle drei Monate impfen zu lassen, ist damit nicht verbunden. Vielmehr geht es darum, ein hohes Schutzniveau über den Winter zu halten."
Die Formulierung zeig deutlich einen weitere Kritikpunkt denn "Als Regel können die Bundesländer ab dem 1.10. Masken in Innenräumen vorschreiben", ist wieder einmal keine Vorgabe die umzusetzen ist, sondern in der schwammigen Auslegung jedes Bundesland Individualität zusichert. Einerseits zu begrüßen, aber aus einigen Bundesländern auch stark kritisiert.
Viele Menschen sind mittlerweile 3 mal gegen das Coronavirus geimpft und warten mittlerweile auf den neuen Impfstoff, der im Herbst angekündigt ist. Bisher ist die 4. Impfung nur für ältere Menschen von der ständigen Impfkommission empfohlen. Der Gesundheitsminister von Bayern, Klaus Holetschek, kritisierte schon in der letzten Woche: „Natürlich würde ich mir auch wünschen, dass es in der Frage der Viertimpfung einen klaren Fahrplan für alle Altersgruppen gibt. Ich sehe keinen Grund, warum sich die Experten der Ständigen Impfkommission (STIKO) nicht mit dieser Frage auseinandersetzen sollten.“
Was also an Impfstrategie wirklich kommt, dass wird seitens des Bundesministeriums für Gesundheit noch auszuarbeiten sein. Sicher ist jedoch, dass der "Plan" für das neue Infektionsschutzgesetz nicht vor sieht, dass Menschen sich alle drei Monate impfen lassen, obwohl das sicherlich einige zur Befreiung von der Maskenpflicht, anstreben werden.
Allerdings ist fragwürdig, ob das überhaupt sinnvoll ist, wenn man sich so häufig impfen lässt. Im Rahmen einer Anhörung über die Rechtmäßigkeit einer Impfpflicht betonte Andreas Radbruch, Immunologe und Wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Rheuma-Forschungszentrums Berlin unter der Drucksache 20(14)17(27): "Wird der gleiche Impfstoff in der gleichen Dosis und ins gleiche Gewebe verimpft, verhindern die Antikörper des immunologischen Gedächtnisses, die aus vorherigen Impfungen stammen, eine effektive Immunreaktion, insbesondere die Bildung von Antikörpern auf den Schleimhäuten."
Ein "Freiimpfen" von der Maskenpflicht wird es also wohl nicht geben. Bleibt somit das Testen. Nur ob die Testverordnung in diesem Zusammenhang dann auch wieder kostenlose Test zulässt, oder der Test als Luxusgut bestehen beliebt, muss abgewartet werden, denn schon heute können sich viele Menschen, gerade mit geringem Einkommen, die Test finanziell nicht mehr leisten. Gerade die Teilhabe als Grundrecht, könnte damit gefährdet sein.
Autor: kro / © EU-Schwerbehinderung