Aktion Mensch-Umfrage unter Menschen mit Behinderung zum bundesweiten Warntag
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Anlässlich des Warntages am 14 September 2023 in Deutschland hat die Aktion Mensch zusammen mit dem Sozialforschungsinstitut Ipsos eine bundesweite Online-Umfrage unter Menschen mit Behinderung durchgeführt. Haben sie eine Warnung erhalten? Fühlen sie sich auf einen Katastrophenfall vorbereitet? Werden sie mit ihrer Behinderung ausreichend berücksichtigt? Wie tragisch es enden kann, wenn im Ernstfall nicht auf die besonderen Hilfsbedarfe von Menschen mit Behinderung geachtet wird, wurde bei der Flutkatastrophe im Ahrtal deutlich.
Aktion Mensch-Umfrage zeigt Fortschritte bei Barrierefreiheit
In der Umfrage wurden Menschen mit Behinderung gefragt, ob sie am Warntag ausreichend informiert wurden. Immerhin drei Viertel aller befragten Personen haben eine Warnmeldung über ihr Handy erhalten. 37 Prozent wurden über eine WarnApp informiert. Für 92 Prozent derjenigen, die eine Warnung erhalten haben, war diese auch verständlich. Doch nur die Hälfte der Befragten fühlte sich trotz Warnung gut auf einen Katastrophenfall vorbereitet. Und jede*r Fünfte gab an, sich hinsichtlich der eigenen Beeinträchtigung nicht gut beim Warntag berücksichtigt zu fühlen.„Ich habe die Warnung zwar auf mein Handy bekommen, aber wüsste im Ernstfall nicht, wie ich mich verhalten soll. In Katastrophenfällen muss es schnell gehen – für mich könnte es tödlich enden, wenn ich mit meinem Rollstuhl in einem Gebäude feststecke und nicht weiß, was ich tun kann oder wann Hilfe kommt,“ sagt Gramoz Krasniqi. Christina Marx, Sprecherin der Aktion Mensch, ergänzt: „Wir müssen uns also fragen: Wie können wir Menschen mit Behinderung im Ernstfall helfen? Was braucht ein blinder Mensch, um aus einer Gefahrensituation rauszufinden? Und worauf müssen wir bei der Evakuierung von jemandem achten, der beatmet wird? All das müssen die zuständigen Behörden und Einsatzkräfte mitdenken.“
Sensibilisierung auf allen Ebenen gefordert
Auch die breite Gesellschaft muss für das Thema sensibilisiert werden, findet Christina Marx. „Jede*r von uns kann sich in diesem Bereich engagieren und damit Leben retten. Wir bei der Aktion Mensch haben für Notfälle beispielsweise das so genannte „Buddy-Prinzip“ eingeführt. Dabei werden Evakuierungs-Duos gebildet, bei denen ein Mensch ohne Behinderung und ein Mensch mit Behinderung für den Ernstfall vorbereitet werden.“
Barrierefreie Informationen und Rettungskonzepte müssen verbessert werden
Behindertenverbände hatten nach der Flutkatastrophe 2021 immer wieder auf mangelnde Barrierefreiheit von Notrufen und Informationen im Katastrophenschutz hingewiesen. Bereits 2022 hatte das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) einen Arbeitskreis gegründet, um konkrete Maßnahmen zur Verbesserung ausarbeiten zu lassen. Diese liegen nun bei den zuständigen Ministerien der Länder, die für die Umsetzungen zuständig sind. Einige der Maßnahmen sind:
- Menschen mit Behinderung in der Entwicklung von Konzepten des Katastrophenschutzes von Anfang an mitdenken und einbeziehen.
- Mehr barrierefreie Informationen über das Verhalten in Katastrophenfällen und Vorsorgemaßnahmen bereitstellen.
- Sowohl Rettungskräfte als auch Hilfsorganisationen wie Feuerwehr und das Technische Hilfswerk für die besonderen Bedürfnisse im Katastrophenfall sensibilisieren und Notfallübungen durchführen.
- Warnungen im Katastrophenfall auf allen öffentlich-rechtlichen TV-Kanälen in Gebärdensprache übersetzen und relevante Informationen in Leichter Sprache bereitstellen.
„Es ist wichtig, dieses Thema mit höchster Priorität zu behandeln. Es geht um Menschenleben – und von barrierefreien Informationen und Hilfsangeboten profitieren auch andere vulnerable Gruppen wie ältere und pflegebedürftige Menschen“, resümiert Christina Marx.