50Hertz-Chef warnt vor hohen Kosten der Energiewende
- Lesezeit: 2 Minuten
Stefan Kapferer, Chef des Übertragungsnetzbetreibers 50Hertz, warnt vor ausufernden Kosten der Energiewende und fordert, beim Netzausbau auf teure Erdkabel zu verzichten und stattdessen auf günstigere Freilandleitungen zu setzen. „Als vor einigen Jahren die Entscheidung für Erdkabel fiel, war der treibende Grund Akzeptanzsicherung für die Energiewende. Heute aber wird die Akzeptanz für die Energiewende untergraben durch erhebliche Kostensteigerungen“, sagte Kapferer dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
Man müsse sich klar machen, dass Stromkunden bereits heute allein für die Übertragungsnetze ein Entgelt von etwa 6,4 Cent pro Kilowattstunde zahlen müssten, während sich die Industrie einen Strompreis von 5 bis 6 Cent je Kilowattstunde wünsche, so Kapferer weiter. „Wir haben ausgerechnet, dass der Verzicht auf Erdkabel bei drei wichtigen neuen Stromtrassen – OstWestLink, NordWestLink und SuedWestLink – eine Entlastung von rund 20 Milliarden Euro bringen würde“, erklärte er. „Wenn am Ende über den Strompreis unnötige Kosten finanziert werden, dann tue ich dem Land und meinem Unternehmen keinen Gefallen.“
Kapferer forderte außerdem, die zahlreichen Nebenkosten beim Netzausbau zu senken. So müsse etwa in Sachsen-Anhalt beim Verlegen der Erdkabel jeder Meter archäologisch untersucht werden. Das verteure ein laufendes Projekt um 80 Millionen Euro, leiste aber keinen Beitrag zur Klimaneutralität. „Es gibt Tausende von Kleinigkeiten, die alle Geld kosten. Da gibt es ein erhebliches Potenzial für Einsparungen“, sagte der Manager.
Angesichts des Solarbooms braucht es aus Sicht des 50Hertz-Chefs außerdem neue Regelungen für privat betriebene Solaranlagen, um die Netze vor Überlastungen zu schützen, wenn durch Photovoltaik und Windenergie große Strommengen erzeugt werden: „Die vielen kleinen Anlagen auf Hausdächern können wir als Übertragungsnetzbetreiber gar nicht und auch die Verteilnetzbetreiber nur bedingt ansteuern, weil bislang die technischen Voraussetzungen fehlen“, erläuterte Kapferer. Seine Forderung: „Wir brauchen entsprechende Vorrichtungen in den Anlagen, um sie abzuregeln. Hier gibt es ein wachsendes Problem, das wir sehr schnell klären müssen.“