Hat Spahn die COVID-19 Pandemie unterschätzt?
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Das Coronavirus ist kein neues Phänomen und eigentlich schon seit dem letzten Jahr bekannt. Spätestens im Januar war vielen Menschen klar, das Virus wird auch Europa erreichen. Zu stark ist die globale Vernetzung. Also naiv, wer noch im Januar davon ausgegangen ist, dass das Virus Deutschland nicht erreichen wird. Bereits am 31. Dezember versendet das internationale Frühwarnsystem ProMED eine E-Mail. In dieser geht es um eine unbekannte Lungenentzündung in China. Die Meldung zum neuartigen Coronavirus geht auch nach Berlin ans Robert Koch-Institut. Seitens der Bundesregierung, insbesondere dem Bundesgesundheitsminister hätte eine Reaktion kommen müssen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sagt am 23. Januar in den tagesthemen: "Der Verlauf hier, das Infektionsgeschehen, ist deutlich milder, als wir es bei der Grippe sehen."
Professor Clemens Wendtner von der München Klinik Schwabing, sagt heute im BR-Interview: "Hätten wir ganz schwer symptomatische Patienten gehabt, hätte man die Gefährlichkeit vielleicht anders eingestuft."
Der Bundesgesundheitsausschuss hat noch am 29. Januar, wo es bereits weltweite Verdachtsfälle gegeben hat, das Thema Coronavirus am Ende seiner Tagesordnung gesetzt. Die „Risikoanalyse zum Bevölkerungsschutz" aus dem Jahr 2012, wird laut Protokoll, in der Sitzung gar nicht thematisiert.
Laut dem BR, kommen am 26. Februar im Bundesinnenministerium Experten zusammen. Der BR schreibt dazu, dass das Protokoll zu dem Treffen als Verschlusssache eingestuft ist. Es soll BR Recherche und Welt am Sonntag vorliegen. Bei dem Treffen soll es unter anderem darum gegangen sein, dass der Vorrat an Masken knapp werde. Auch über ein mögliches Exportverbot für Schutzausrüstung wird gesprochen.
Laut „Tagesschau“ soll es bereits ende Februar, also früher als bekannt, Überlegungen zu einem Lockdown gegeben haben. Das Innenministerium soll sich zu diesem Zeitpunkt bereits mit der Frage befasst haben: „Drohen Folgen für die innere Sicherheit?“ – Maßnahmen wurden immer noch keine getroffen und Deutschland feierte den Karneval. Die ersten Hotspots entstanden
Erst am 2. März kommt der Gesundheitsausschuss zu einer Sondersitzung zusammen. Es wird auch über die Absage von Großveranstaltungen diskutiert. Gesundheitsminister Jens Spahn macht klar, die Behörden vor Ort sollten entscheiden – "ohne dass man belehrend aus Berlin kommt", heißt es im Protokoll. Bis zu einer Empfehlung des Ministers, Großveranstaltungen abzusagen, vergeht fast eine Woche.
Am 11. März wird die Weltgesundheitsorganisation (WHO) aktiv und ruft den Pandemiefall aus. Ganze 7 Tage später appelliert die Bundeskanzlerin, Angela Merkel (CDU) in einer Ansprache: "Es ist ernst. Nehmen Sie es auch ernst."
Auch wenn Deutschland im internationalen Vergleich bisher gut durch die Krise gekommen ist, Bilder wie in anderen Ländern Deutschland erspart geblieben sind, bleibt die Tatsache, dass von der ersten Meldung bis zu den ersten Maßnahmen, 78 Tage vergangen sind.
Autor: kk / © EU-Schwerbehinderung