Freiwilliges Engagement ist unverzichtbar, gerade in Krisen – Engagierte brauchen Schutz vor Infektion
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Freiwilliges Engagement ist ein wichtiger Motor unserer demokratischen Gesellschaft. Auch in der Corona-Krise leisten freiwillig Engagierte einen unverzichtbaren Beitrag für den Alltag vieler Menschen und für unser Miteinander. Sie engagieren sich teilweise unter erheblich erschwerten Bedingungen und mit dem Risiko einer Infektion.
„Freiwilliges Engagement ist für unser Zusammenleben unverzichtbar. Das hat die Corona-Krise noch einmal überdeutlich gezeigt. Auch die Diakonie ist ohne das vielfältige Engagement undenkbar. Gerade in den vergangenen Monaten voller Unsicherheiten waren die freiwillig Engagierten ein zuverlässiger Anker, auf den sich viele Menschen verlassen konnten. Nachbarschaftshilfe, Telefonseelsorge, Kontakte und Gespräche auf Distanz haben insbesondere Risikogruppen vor Einsamkeit geschützt und in der Krise geholfen“, sagt Maria Loheide, Vorstand Sozialpolitik der Diakonie Deutschland.
Um den Freiwilligen ihr Engagement auch bei einer hohen Infektionslage weiterhin und sicher zu ermöglichen, müssen auch sie bestmöglich vor einer Infektion geschützt werden. Dazu gehört ausreichend Schutzmaterial ebenso wie kostenlose Testmöglichkeiten. „Wir dürfen nicht riskieren, dass Einrichtungen aus Angst vor Infektionen auf den Einsatz von freiwillig Engagierten verzichten, wie es in der ersten Corona-Welle häufiger geschehen ist. Denn die Freiwilligen sind wichtig für die Menschen und für die Einrichtungen“, so Loheide.
Corona stellte auch die freiwillig Engagierten vor große Herausforderungen. „Viele Dinge mussten anders organisiert werden als bisher. Die freiwillig Engagierten haben mit bemerkenswert großer Kreativität und Spontanität reagiert“, sagt Loheide. So konnte die Bahnhofsmission weiterhin Hilfesuchende und Wohnungslose begleiten und unterstützen, die in Krisenzeiten schnell durch alle Unterstützungsraster fallen. Wo Besuche im Pflegeheim analog nicht möglich waren, haben Freiwillige Videotelefonate eingeführt und erklärt. Patinnen und Paten verabredeten sich mit Geflüchteten digital zum Sprachkurs oder zur Vorbereitung eines Behördengangs. „Gerade die plötzlich notwendige Digitalisierung vieler Angebote hat neue Möglichkeiten erschlossen und bietet viele Chancen für neues Engagement. Digitale Engagementformen erreichen nicht nur andere Menschen, die von diesem Engagement profitieren, sondern machen freiwilliges Engagement auch für neue Personengruppen, insbesondere junge Menschen, attraktiv. An diesen Erfahrungen müssen wir anknüpfen – mit einem systematischen Digitalisierungs-Schub für die unterschiedlichen Einsatzfelder für Freiwillige. Um Engagement nach der Krise stärker digital zu entwickeln, brauchen wir ein flächendeckendes Digitalisierungsprogramm für eine bessere technische Ausstattung und notwendige Fortbildungsangebote“, sagt Loheide.
Den Menschen, die sich freiwillig zum Wohl anderer Menschen engagieren, gebührt ein großer Dank. „Ihr Einsatz ist unverzichtbar – nicht nur, aber besonders in der Krise. Sie sind es, die in unserer demokratischen Gesellschaft entscheidend zu einem friedlichen Miteinander beitragen“, so Loheide.
In den Einrichtungen und Diensten der Diakonie engagieren sich rund 700.000 Freiwillige. Ihr Engagement reicht von Nachbarschaftshilfen und Einkaufsdiensten, Besuchsdiensten in Krankenhäusern, Pflegeheimen oder Hospizdiensten über Angebote der Bahnhofsmissionen und die Telefonseelsorge bis hin zu den verschiedenen Tätigkeitsfeldern der Freiwilligendienstleistenden.
Die Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt, Andrea Milz, hat anlässlich des Internationalen Tages des Ehrenamtes, der jährlich am 5. Dezember stattfindet, das ehrenamtliche Engagement der rund sechs Millionen Menschen in Nordrhein-Westfalen hervorgehoben: „Viele Menschen packen in Nordrhein-Westfalen ehrenamtlich und selbstlos an, helfen mit großem Engagement und viel Kreativität. Sie wollen gemeinsam mit anderen unterstützen, etwas bewegen und verändern. Sie alle sorgen mit ihrem Einsatz für mehr Lebensqualität in unserem Land.“
Die ehrenamtlich aktiven Bürgerinnen und Bürger engagieren sich für das Gemeinwohl freiwillig und unentgeltlich in Verbänden oder Vereinen, Bürgerinitiativen, Netzwerken oder in Projekten. „Bedanken möchte ich mich in diesem Jahr insbesondere bei den vielen Menschen in Nordrhein-Westfalen, die einen Beitrag zur Bewältigung der Corona-Krise leisten. Sie zeigen sich solidarisch mit den Mitmenschen und stehen für den besonderen Zusammenhalt in der Gesellschaft“, so Staatssekretärin Milz weiter.
Die Landesregierung will ehrenamtliches Engagement so gut wie möglich unterstützen und die Rahmenbedingungen verbessern. „Ziel ist es, dass das Ehrenamt Wertschätzung, Förderung und gute Strategien für die Zukunft erfährt, damit sich möglichst viele Menschen für die Gesellschaft einbringen“, so Milz.
Sönke Rix, familienpolitischer Sprecher (SPD), und Svenja Stadler, engagementpolitische Sprecherin (SPD):
Seit 1985 ist der 5. Dezember der Internationale Tag des Ehrenamtes. Die SPD-Bundestagsfraktion dankt den mehr als 30 Millionen ehrenamtlich engagierten Menschen in Deutschland. Gerade die aktuelle Krisensituation zeigt, wie wichtig ihre Zeit, Leidenschaft und Kreativität für unsere Gesellschaft sind.
„Die Pandemie wirkt sich auch beim Ehrenamt aus. Viele Aufgaben können nicht mehr auf normalen Weg erledigt werden. Mit Kreativität und Einfallsreichtum werden jedoch schnell neue Wege gefunden, um Engagement möglich zu machen und zu helfen. Die SPD-Bundestagsfraktion will diese Strukturen auch in Zukunft erhalten und möglichst ausbauen.
Dieses Jahr haben wir die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt mit dem Ziel gegründet, vor allem in ländlichen Regionen Engagement nachhaltig zu stärken. Zudem setzen wir mit dem Haushalt 2021 ein wichtiges Signal zur Förderung von Freiwilligenarbeit und Engagement. Viele Projekte werden auf dem Niveau vom Vorjahr finanziert und manche sogar mit mehr Geld unterstützt.
Bürgerschaftliches Engagement ist eine bedeutsame Stütze für eine solidarische und lebendige Zivilgesellschaft sowie für unsere Demokratie. Die Corona-Krise hat einmal mehr verdeutlicht, wie wichtig Solidarität und gegenseitige Unterstützung sind. Ehrenamtliches Engagement ist wertvoller als je zuvor.“
Anlässlich des Internationalen Tages des Ehrenamtes dankte die Bundeswahlbeauftragte für die Sozialversicherungswahlen, Rita Pawelski, den ehrenamtlichen SelbstverwalterInnen in den gesetzlichen Kranken-, Renten- und Unfallversicherungen -
„Anlässlich des Internationales Tages des Ehrenamtes, den wir am 5. Dezember begehen, danken wir den ehrenamtlichen Selbstverwalterinnen und Selbstverwalter in den gesetzlichen Kranken-, Renten- und Unfallversicherungen,“ betonte Rita Pawelski, die Bundeswahlbeauftragte für die Sozialversicherungswahlen, am Freitag in Berlin. „In den Verwaltungsräten, den Vertreterversammlungen und den ehrenamtlichen Vorständen sorgen ehrenamtlich tätige Versicherten- und ArbeitgebervertreterInnen dafür, dass unsere Sozialsysteme immer auch im Sinne der Versicherten entscheiden. Sie bestimmen die Richtung ihrer Versicherung und treffen wichtigste finanzielle Entscheidungen,“ so Pawelski.
„In den Widerspruchsausschüssen kümmern sich ehrenamtliche VersichertenvertreterInnen und ArbeitgebervertreterInnen um Anträge von Versicherten, wenn sie Einspruch gegen ablehnende Entscheide ihrer Versicherungen erheben. Ehrenamtliche Rentenberaterinnen und Rentenberater helfen jedes Jahr Hundertausenden von Rentnern, Anträge zu stellen und überprüfen die Richtigkeit der Rentenbescheide,“ sagte Rita Pawelski.
„Es ist sehr ärgerlich, dass die Finanzämter die ohnehin geringen Entschädigungen der Selbstverwalterinnen und Selbstverwalter unterschiedlich bewerten. Die einen werden besteuert, die anderen nicht,“ kritisierte die Bundeswahlbeauftragte. „Es ist endlich an der Zeit, dass die Freibeträge, die für Übungsleiter im Sport gelten, auch einheitlich auf die Ehrenamtler in der Sozialversicherung übertragen werden,“ forderte Rita Pawelski.
Die Bundeswahlbeauftragte verwies auf einen großen Erfolg, den sie in diesen Wochen mit ihrem Stellvertreter Klaus Wiesehügel errungen hat. Nach Jahrzehnten des Stillstandes gelang es den beiden Wahlbeauftragten, den Deutschen Bundestag zu einer umfassenden Reform des Sozialwahlrechtes zu bewegen. „Eine verpflichtende 40 % -Geschlechterquote bei der Listenaufstellung für die Wahlen zu den Verwaltungsräten der Krankenkassen, eine Begründungspflicht, wenn diese Quote bei den beiden anderen Zweigen der Sozialversicherung nicht erreicht wird, das Modelprojekt Onlinewahlen im Bereich der Krankenkassen, Erleichterungen für die Einreichung von Vorschlagslisten und eine stärkere Transparenz sind Meilensteine dieser historischen Reform,“ erklärte Pawelski. „Vor allem die neuen Freistellungsregelungen vom Dienst und der Arbeit für das Engagement im Ehrenamt und die hierfür notwendige Weiterbildung stärken die Ehrenamtlichkeit im Bereich der Sozialversicherung,“ freute sich die Bundeswahlbeauftragte für die Sozialversicherungswahlen.
Autor: md / © EU-Schwerbehinderung