Berufliche Hürden für Diabetiker: Deutschland hinkt hinterher
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Wenn ein Busfahrer oder eine Pilotin Insulin spritzen, müssen sie ihre Krankheit entweder verheimlichen oder sich im Ausland bewerben. Zum Beispiel in Ländern wie Großbritannien, Österreich, Kanada, den USA oder Irland, wo es solche Einschränkungen für Menschen in Diabetes nicht gibt. In Deutschland allerdings gelten für einige Berufe immer noch Tauglichkeitsverordnungen, die längst überholt sind.
So können zwar laut Leitlinie geschulte und gut eingestellte Menschen mit Diabetes problemlos am Steuer ihres Privatwagens sitzen, doch wenn das Auto ein Arbeitsplatz wie bei Busfahrern ist, greifen andere Vorschriften. "Wir brauchen dringend neue Berufsempfehlungen", fordert daher Dr. Kurt Rinnert, Leitender Betriebsarzt der Stadt Köln, im Apothekenmagazin "Diabetes Ratgeber".
In vielen Berufen gibt es keine Beschränkungen
Dem Arbeitsmediziner zufolge ist das Insulin-Problem technisch prinzipiell gelöst. "Es gibt auch keine Daten, die eine erhöhte Unfallgefahr am Arbeitsplatz durch Unterzuckerung belegen", so Rinnert, der sichdafür einsetzt, dass arbeitsrechtliche Bestimmungen den modernen Therapiemöglichkeiten angepasst werden. Für viele andere Berufe gilt schon jetzt: Wer eingestellt und geschult ist, kann arbeiten.
Aufklärung über medizinischen Fortschritt nötig
Das liegt vor allem daran, dass die Medizin große Fortschritte gemacht hat - was allerdings noch zu wenig bekannt ist. Mit modernen Systemen wie kontinuierliches Glukose-Monitoring (CGM) oder sensorgestützten Insulinpumpen mit Abschaltautomatik kann es kaum noch zu den gefürchteten Unterzuckerungen kommen.
Inzwischen müssen im Notfall auch Kolleginnen oder Kollegen keine Glukagonspritze mehr geben. Seit drei Jahren sind Nasensprays mit Glukagon auf dem Markt, die für Laien leicht zu handhaben sind und eine etwaige Fremdhilfe sehr erleichtern.