Droht Strommangel und was passiert dann? Deutschland ohne Notfallplan
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Eigentlich liest es sich wie ein Horrorszenario und dennoch ist es auch in Europa nicht ausgeschlossen, der totale Blackout durch eine Mangellage am Strommarkt. Es ist nicht nur die jetzige Trockenheit, die dafür sorgt, dass wegen problematische Kühlwasserversorgung Kraftwerke nicht oder nur teilweise arbeiten können, sondern auch im Winter drohen Blackouts, denn die Menschen kaufen momentan E-Heizgeräte. Sollten diese wegen einer Mangellage auf dem Gasmarkt ans Netz gehen, können durchaus Lastspitzen entstehen die europaweiten Auswirkungen haben können.
Nicht zu erwarten war dabei, dass es keine "einzelne, spezialisierte Behörde, die mit der Notfallplanung für Stromausfallszenarien" in Deutschland gibt, wie die Bundesregierung in der Drucksache 20/3022 berichtet. Viel schlimmer, so teilte die Bundesregierung mit: " Staatliche Akteure in Bund, Ländern und Kommunen setzten jeweils in eigener Zuständigkeit Maßnahmen um" - Eigentlich ein Katastrophenszenario, denn der Strommarkt ist eigentlich ein europäischer Markt und da nicht global, sondern nur lokal zu agieren, lässt schlimmes erahnen, wenn man auf die Erfahrungen der Coronapandemie zurückgreift.
"Gleiches gelte für die Betreiber Kritischer Infrastrukturen, die sich im Rahmen des betrieblichen Notfallmanagements ebenfalls mit dem Thema Stromausfall beschäftigten", schreibt die Bundesregierung. Als Vorsorgemaßnahmen "zählten unterschiedliche Aktivitäten wie die Erstellung und Umsetzung von Notfallplänen, die Anschaffung von Notstromaggregaten oder die Teilnahme an Arbeitskreisen und Übungen zu Stromausfallszenarien.", so die Bundesregierung. Wie die aber aussehen? Das wäre dann auf Länderebene zu erkunden.
Große Gefahr ist dabei, dass insbesondere Notrufe nicht mehr abgesetzt werden können, denn das klassische Telefon gibt es in vielen Haushalten zwar noch, doch läuft am Ende mit über den Internetanschluss eines Haushalts, der im Falle eines Stromausfalls ebenfalls ausfallen würde. Ob im Notfall dann noch das Mobilfunknetz läuft und vor allem wie lange dieses stabil zur Verfügung steht ist fragwürdig. Zumindest sollte für das Handy die stehts volle Powerbank (Zusatz Akku) bereitgestellt sein, um zumindest eine gewisse Zeit die Möglichkeit zum Absetzen eines Notrufes, aufrecht halten zu können.
"Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) hat den Angaben zufolge Leitfäden und Empfehlungen dazu erarbeitet, wie Bevölkerung, Unternehmen und Behörden im Fall eines Stromausfalls vorsorgen und sich vorbereiten können", auf denen man genau die Hinweise liest, die vermutlich jeder kennt, aber nicht immer realisierbar sind. So schreibt das BKK: "Achten Sie darauf, dass die Akkus an Ihren Laptops, Mobiltelefonen, Telefonen etc. geladen sind oder halten Sie geladene Ersatz Akkus bereit" - Vermutlich nicht ganz einfach, sind in den heutigen Geräten die Akkus verbaut und nicht austauschbar. Die Powerbank ständig am Strom zu betreiben, um für den Fall eines Falles dann einen vollen Akku zu besitzen, ist zudem eher kontraproduktiv, da die Akkus dadurch Schaden nehmen.
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Die Bunderegierung teilte auch mit, dass "die Netzbetreiber laut Energiewirtschaftsgesetz zur Gewährleistung eines sicheren, zuverlässigen und leistungsfähigen Betriebs des Energieversorgungsnetzes verpflichtet sind. Ist die Sicherheit oder die Zuverlässigkeit des Stromnetzbetriebes gestört oder gefährdet, seien die Übertragungsnetzbetreiber zur Behebung der Störung oder Gefährdung verpflichtet. Das Energiewirtschaftsgesetz benenne dazu die zu ergreifenden netz- und marktbezogenen Maßnahmen sowie den Einsatz von Reserven. Bei einem Ausfall in der Stromversorgung sei oberste Priorität der verantwortlichen Stromnetzbetreiber, die Stromversorgung möglichst schnell wieder sicherzustellen. Dazu hielten die Übertragungsnetzbetreiber geeignete Netz- und Versorgungswiederaufbaupläne vor, die auch den Fall eines flächendeckenden Ausfalls abdecken."
In einer Meldung der deutschen Presseagentur aus dem Jahr 2018, "könnte es in Deutschland nach Berechnungen des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) gravierende Versorgungsmängel geben". Somit wird deutlich, dass der Bedarf nach Notfallplänen nicht neu ist. Umso verwunderlicher, dass die damals unionsgeführte Regierung nicht unmittelbar aktiv wurde. Schaut man allerdings auf andere Katastrophen in Deutschland, wird immer wieder deutlich, dass deutsche Politik immer erst Handlungsbedarf sieht, wenn etwas passiert ist. Präventivmaßnahmen sind eher Mangelware in Deutschland. Dabei machte das BBK schon deutlich, dass es zu einem erheblichen Verteilungsproblem für wichtige, teils lebenswichtige Güter gibt, wenn es zu einem Strom-Blackout kommt. "So fehlten etwa Notfallpläne zur Verteilung von Kraftstoff, Lebensmitteln und Medikamenten, insbesondere auf Landes- und kommunaler Ebene", wurde damals berichtet, wie die dpa mitteilte.
Autor: kro / © EU-Schwerbehinderung
EU-Schwerbehinderung Tag: Strom, Energie, Strommangel, Stromausfall, Notfallplan, BKK, Drucksache, 20/3022, Behinderung, Nachrichten, Schwerbehinderung, Teilhabe, Inklusion, Pflege, Pflegepolitik