Strompreis-Erhöhung trotz sinkender Großhandelspreise
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Obwohl sich die Großhandelspreise für Strom wieder auf Vorkriegsniveau befinden, erhöhen viele Versorgungsunternehmen die Strompreise für die Endverbraucher unter Berufung auf exorbitante Beschaffungskosten. Das kritisiert die Linksfraktion im Bundestag unter Verweis auf Daten, die sie gesammelt hat und die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND/Montag) vorliegen. Demnach machen einzelne Stromversorger Erhöhungen von mehr als 240 Prozent gegenüber dem Herbst 2021 geltend, obwohl die Großhandelspreise rückläufig seien und bereits auf dem Niveau des Sommers 2021 lägen.
So beziffert der ostdeutsche Versorger „enviaM“ in seinen aktuellen Rechnungen an die Stromverbraucher einen Anstieg der Strombeschaffungskosten von 8,28 Cent auf 28,62 Cent pro Kilowattstunde - ein Plus von 246 Prozent. Das Unternehmen Eon erklärte seine Preiserhöhungen ab März, mit Beschaffungskosten von 35,6 Cent pro kWh gegenüber 3,8 Cent/kWh im September 2021. Die Linksfraktion verweist dagegen auf Angaben des Statistischen Bundesamtes, wonach die Großhandelspreise für Strom nach starken Ausschlägen im Sommer 2022 wieder auf dem Niveau des Sommers 2021 liegen.
„Dass Stromversorger einen Aufschlag von 246 Prozent für Beschaffungskosten von ihren Kunden einfordern, ist hanebüchen“, sagte Ostbeauftragte der Linksfraktion, Sören Pellmann, dem RND. Die Großhandelspreise seien längst wieder auf dem Niveau von 2021, zudem hätten viele Anbieter einen hohen Anteil an Ökostrom, der die Beschaffung zusätzlich verbillige, betonte Pellmann. „Die Preispolitik der Energieversorger grenzt an ein Abzockkartell, für das die Bundesregierung den Boden bereitet hat: Jeder kann machen, was er will, lautet die Devise.“
Der Linken-Abgeordnete forderte ein staatliches Eingreifen: „Wir brauchen konsequente staatliche Preiskontrollen“, sagte er. Jedes Energieunternehmen, das Steuergeld haben wolle, sollte sich alle seine Tarife vom Bundeswirtschaftsministerium genehmigen lassen müssen, forderte Pellmann. „Die Versorger müssen darüber verpflichtet werden, die sinkenden Großhandelspreise an die Verbraucher vollumfänglich weiterzugeben.“