Lauterbach rechnet mit neuen harten Lockdown ab April
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Diesen Montag werden weitere Lockerungsschritte von den Bundesländern umgesetzt, wie es bei der Bund-Länder-Konferenz letzte Woche beschlossen wurde. Jedoch wurde bei der Öffnungsstrategie eine Notbremse vereinbart, wenn es bei einzelnen Lockerungen zu einem starken Anstieg von Neuinfektionen kommt.
Die Corona-Lockerungen sind dabei nicht ganz fraglos. Bei der Sendung Anne Will am Sonntag lautet der Titel „Lockern auf Probe – wohin führt der Strategiewechsel in der Pandemiepolitik", der dabei voraussetzte, dass die Politik bei der Pandemiebekämpfung so etwas wie eine Strategie hat. Dieses wird inzwischen infrage gestellt von Beobachtern und Kommentatoren nach den Ereignissen der letzten Tage, wie das Impfversagen zeigt, sowie das Chaos der Beschaffung und die Verteilung der Corona-Schnelltests.
Der SPD-Gesundheitsexperte, Karl Lauterbach, rechnet damit, dass eine Notbremse bald nötig wird. In der Sendung bei „Anne Will“ warnte er davor, dass die Ausbreitung der Mutierten Coronavirus Varianten die Fallzahlen in den nächsten Wochen stetig steigen lassen. „Die Notbremse bei 100, die ist Gold wert, denn die werden wir brauchen“, so Lauterbach.
Der Gesundheitsexperte erwartet, dass die Sieben-Tage-Inzidenz Anfang April wieder über 100 liegen werde – die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche, die vereinbarte Kennzahl für die Notbremse. „Dann ist die Mutation so weit verbreitet, dass es eine ganz neue Dynamik gibt,“ warnte Lauterbauch. Dabei sagte er einen neuen harten Lockdown voraus.
Zudem äußerte sich Lauterbach über mögliche Öffnungen der Außengastronomie. So sei er dafür unter der Bedingung, dass etwa hier Corona-Tests durchgeführt werden.
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff verteidigte gestern bei „Anne Will“ die Bund-Länder-Beschlüsse. Die Bund-Länder-Beschlüsse vom Mittwoch sind laut Haselhoff "auch ein Zeichen an die Wirtschaft, die momentan in den Branchen dafür herhalten muss, dass wir die Pandemie versuchen einzudämmen".
"Sie haben sich am Mittwoch neun Stunden lang gequält, jetzt werden Sie aus allen Ecken verkloppt", wandte sich Anne Will gestern an Reiner Haseloff, "woran liegt’s, an den Ecken oder dem Beschluss?" Es würde wohl eher an den Ecken liegen, nach der Meinung des sachsen-anhaltischen Ministerpräsidenten, so verteidigte er den Beschluss als "mit Augenmaß gefällt". Er zeige, "dass wir nicht schlagartig alles aufmachen können", eröffne den Menschen aber trotzdem eine Perspektive. Karl Lauterbach sagte weiter: "Ich hätte keine Öffnungen zugelassen, bevor nicht die Teststrategie, auf die wir uns geeinigt hatten, umgesetzt gewesen wäre."
Weiter kritisierte Lauterbach das die Systematischen Tests an Schulen, in Betrieben und Testzentren ein- bis zweimal pro Woche eine "Brückentechnologie" hätten sein können, bis die Impfquote hoch genug sei. So aber hätten wir "eine unglückliche Beschlusslage". So machen die Lockerungs-Nachricht die Menschen unvorsichtige, auf der anderen Seite würden die Lockerungen gar nicht ankommen, weil die Voraussetzungen wegen den steigenden Corona-Fallzahlen mit der britischen Virusvariante B.1.1.7 nicht erreicht würden.
Angela Inselkammer, die Präsidentin des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes DEHOGA Bayern, äußerte sich unverständlich darüber, dass nur die Außengastronomie öffnen soll. Sie betonte, dass Hotel und Gastronomie sehr gute Hygienekonzepte hätten. Lauterbach entgegnete kritisch, dass gerade in geschlossenen Räumen die Aerosole sich besonders gut verbreiten würden. So sei es jetzt ein Fehler, die Gastronomie komplett zu öffnen.
Autor: dm / © EU-Schwerbehinderung