Special Olympics - Es gibt noch viel bei der Inklusion zu tun
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Die Special Olympics World Games 2023 sind zwar zu Ende, aber die Reaktionen zu den Special Olympics zeigen, wie die Sport Veranstaltung für Menschen mit Geistig- und Mehrfachbehinderung bei den Menschen angekommen ist.
"Gestern haben die Special Olympics World Games in Berlin für Athletinnen und Athleten mit geistiger und mehrfacher Behinderung mit einer großen Feier am Brandenburger Tor ihren Abschluss gefunden. Insgesamt traten in den vergangenen Wochen rund 7 000 Sportlerinnen und Sportler mit geistiger und mehrfacher Behinderung in 26 Sportarten an. Diese Spiele wurden durch rund 16 000 Freiwillige unterstützt. Die Weltspiele förderten durch Austausch und Begegnung unmittelbar und merkbar die Sichtbarkeit und die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen. Der Bundeskanzler hat an der Eröffnungsfeier teilgenommen und besuchte am Freitag ein zweites Mal die Wettkämpfe, um mit den Athletinnen und Athleten mitzufiebern und sie zu unterstützen.
Neben sportlichen Leistungen standen auch demokratische Werte wie Inklusion, Diversität, Respekt und Toleranz im Vordergrund. Deutschland hat sich über dieses internationale, friedliche, mitreißende und bunte Fest des Sportes sehr gefreut. Unser Dank gilt den zahlreichen freiwilligen Helferinnen und Helfern für ihr herausragendes Engagement, das wesentlich zum Gelingen dieser Spiele beigetragen hat. Die Spiele waren ein einmaliges Erlebnis, welches Begegnungen geschaffen hat und uns allen als Paradebeispiel für gelungene Inklusion sicherlich noch lange in Erinnerung blieben wird," betonte gestern ein Regierungssprecher zu den Special Olympics.
Das nicht immer alles optimal läuft, ist oft auch eine Frage der Erfahrungen. Ist eine Veranstaltung beendet und "wandert" zu einem anderen Veranstaltungsort, so wie es bei vielen Sportveranstaltungen der Fall ist, dann betrifft das oft nicht das Organisationsteam, denn dieses wird am neuen Veranstaltungsort meist auch neu zusammengestellt.
Ein Vorgehen, dass mit Nachteilen behaftet ist, denn so gehen nicht selten, wertvolle Erfahrungen verloren. Kritik gab es bei den Sportveranstaltungen, denn wenn die Sportveranstaltung inklusiv ist, so heißt das lange noch nicht, dass auch die Teilnahme der Besucherinnen und Besucher, inklusiv gestaltet und möglich ist. "Die zwei Tribünen für die Basketballspiele waren viel zu klein für die vielen Menschen mit erhöhtem Platzbedarf und zudem so steil, dass die Gruppe dort nicht Platz nehmen konnte. Ebene Zuschaumöglichkeiten waren nicht vorhanden und die Fahrt zu einer anderen Veranstaltung war für die Gruppe zu weit", hieß es als Kritik aus einer Hamburger Gruppe. Diese Kritik zeigt aber auch, dass Barrierefreiheit mindestens genauso individuell ist, wie die Einschränkungen, die viele Menschen begleiten.
Stimmen zur den Special Olympics World Games:
Stefanie Drescher, Athletin SO Deutschland, Judo: „Die Weltspiele waren toll, eine schöne Atmosphäre. Ich freue mich, dass ich herkommen durfte, denn ursprünglich war das nicht geplant. Es sollen so viele Athleten wie möglich diese Erfahrung machen und ich war ja schon in Abu Dhabi 2019 dabei. Jetzt bin ich aber als Ersatz hergekommen. Und ich freue mich natürlich. Ich würde am liebsten an ganz vielen Weltspielen teilnehmen. Jetzt muss ich es erst einmal schaffen, meine Goldmedaille zusammen mit den beiden anderen Medaillen, die ich in Abu Dhabi gewann, in meiner WG an die Wand zu nageln. Die Medaillen sind schon ganz schön schwer.“
Julian Rublack, Athlet SO Deutschland, Badminton: „Ich habe Gold im Einzel und im Mixed Doppel gewonnen und Silber im Herren-Doppel. Die Weltspiele waren einfach fantastisch. Die ganze Woche war im Badminton-Court geile Stimmung. Toll war, dass so viele deutsche Fans bei meinen Wettbewerben für mich gejubelt haben. Ich komme aus Überlingen am Bodensee und nehme als schönstes Erlebnis meine Medaillen und viel positive Energie mit nach Hause.“
Annabelle Tschech-Löffler, mit 13 die jüngste Athletin von SO Deutschland, Geräteturnen: „Ich bin so glücklich! Ich freue mich, dass ich hier bei den Weltspielen dabei war. Nie hätte ich gedacht, dass ich eine Bronzemedaille gewinne. Ich habe auch neue Freundinnen gefunden. Und ich war ganz aufgeregt, als ich Unity in echt getroffen habe. Das war so schön.“
Kim Bui, ehemalige Weltklasse-Turnerin, moderierte die Turn-Wettbewerbe im CityCube: „Als ich vom LOC für die Weltspiele angefragt wurde, habe ich sofort zugesagt! Die Stimmung hier ist unglaublich, das konnte ich mir so nicht vorstellen. Es ist eine einzigartige Atmosphäre. Da ist so viel Freude pur dabei. Ein Miteinander, was ich vorher noch nie so erlebt habe. Es macht riesigen Spaß, hier mit dabei zu sein und zu moderieren. Es ist einfach toll, dass auch zwei Turnerinnen aus Deutschland bei den Wettbewerben mitmachen. Das ist etwas ganz Besonderes."
Kateryna Hryshchenko, Athletin SO Ukraine, Tischtennis: „Die Anreise hierher war sehr anstrengend, die ganze Zeit im Bus. Aber die Spiele selbst sind sehr schön. Ich bin glücklich, dass wir hier sein und für unser Land spielen können.“
Jeremy Lenaerts, Athlet SO Belgien, Segeln: „Es hat Freude gemacht, hier zu segeln. Die Special Olympics World Games sind ein tolles Event. Wettkampfsegeln macht zwar mehr Stress als einfach so zu segeln, aber ich habe es auch genossen. Und man lernt ja viele neue Leute kennen.“
Carmelo Pace, Athlet SO Malta, Radsport: „So eine flache Rennstrecke wie hier in Berlin haben wir in Malta ja kaum. Aber ich habe es genossen. Die Anfeuerung durch das Publikum war fantastisch. Was es an Sehenswürdigkeiten am Rande der Strecke gegeben hat, habe ich nicht gesehen. Ich habe mich ja aufs Rennen konzentriert.“
Leon Colberg, Athlet SO Deutschland, Radsport: „Das waren meine ersten Weltspiele. Die Special Olympics World Games sind eine sehr coole Aktion. Es ist schön, dass aufmerksam gemacht wird auf Leute mit geistiger Behinderung. Denn die Akzeptanz in der Gesellschaft ist doch ziemlich gering. Deswegen finde ich es sehr, sehr gut, dass es so etwas gibt, dass es einfach mehr Raum kriegt, dass Rennen stattfinden und dass auch generell mehr allgemeine Akzeptanz und Verständnis herrscht in der Gesellschaft.“
Annika Meissner, Athletin SO Deutschland, Leichtathletik: „Es ist super hier. Ich bin im Wettkampf auch eine tolle Zeit gelaufen, besser als im letzten Jahr. Es war persönliche Bestzeit, hat mein Trainer gesagt. Der Sport hat mir gebracht, dass ich einfach mal zeigen kann, wieviel Leistung ich bringen kann. Das ist einfach eine Abwechslung zu meiner Arbeit. Deswegen habe ich mit dem Sport angefangen. Es hat mir immer mehr Spaß gemacht. Und dabei ist es eigentlich geblieben. Ich habe einfach nicht mehr aufgehört, immer weitergemacht.“
Timothy Moharan, Athlet SO Irland. Leichtathletik: „Die Stimmung hier ist fantastisch. Ich habe dem irischen Fernsehen, das auch hier war, gesagt: ‚Leute, schaut die Special Olympics World Games hier in Berlin.‘ Ich habe auch etwas Deutsch gelernt. Ich kann sagen: ‚Ich bin ein 5.000-Meter-Goldmedaillengewinner.‘“
Mi-Ok Lee, Volunteer bei Fans in the Stands: „Im Eingang Süd vom Messegelände habe ich am Info-Stand angemeldete Gruppen wie Schulklassen, Kitakinder, von Behindertenwerkstätten oder Firmen begrüßt und eingewiesen. Andere Volunteers haben sie dann zu den Veranstaltungsstätten gebracht. Es war toll zu sehen, was für ein schönes Erlebnis generell die Weltspiele für alle waren. Persönlich nehme ich die Erfahrung mit, wie viel man mit wenig machen kann. Ein Lächeln versteht jeder.“
Leonie Teigesser, Fackellauf-Koordinatorin, Organisationskomitee Special Olympics World Games Berlin 2023: „Ich habe beim SO Festival im Sommergarten ausgeholfen und war für das Volunteer Management zuständig. Die Atmosphäre hier war an allen Tagen sehr gut – bis auf einen Regentag. So viele Leute konnten an unseren Partner-Infoständen so viel ausprobieren. Die Atmosphäre insgesamt war mega. Vor allem die Athlet*innen sind zufrieden. Alle sind so dankbar – es war ein schönes Event! Mein persönliches Highlight war der Fackellauf im Vorfeld, den ich begleitet habe. Was ich noch von den Weltspielen mitnehme: Dass man Inklusion fördern sollte und sie mehr in der Gesellschaft etabliert werden muss.“
Sabine Andres, Besucherin aus Berlin Charlottenburg: „Wir wohnen um die Ecke vom Messegelände. Da ist doch klar, dass wir uns das hier mal anschauen. Es ist so eine fröhliche Atmosphäre. Israel, Gibraltar, El Salvador, Ägypten, Norwegen, USA – meine beiden Mädels können gar nicht fassen, aus welchen Ländern hier Sportler zu uns gekommen sind. Wir waren auch in Messehalle 8 und hatten viel Spaß beim Hexenbesenreiten und beim Skifahren.“
Philipp Becker, Besucher aus Berlin Prenzlauer Berg: „Wir sind mit drei Familien hier zum Messegelände gekommen und wollen die Athlet*innen bei den Wettbewerben unterstützen und so die Bewegung voranbringen. Die Stimmung ist überall einzigartig. So viele Sportler sind hier!“
Birgit Zander, Key Volunteer: „Ich war bei den Weltspielen für die Familien-Lounge im Marshall-Haus zuständig und habe dafür gesorgt, dass das Catering funktioniert, habe den Einsatz der Volunteers koordiniert und geschaut, dass sich alle Familien hier wohlfühlen. Auch die Ehrengäste und die Key-Volunteers, die die Siegerehrungen im Sommergarten übernommen haben, haben sich hier aufgehalten. Zum Beispiel waren Katarina Witt, Frank Ulrich, Christian Schenk und die Familie um Timothy Shriver hier. Alle waren immer sehr nett und kontaktfreudig. Ich bin seit 23 Jahren bei Special Olympics Nationalen Spielen als Head Coach oder als Delegationsleiterin mit Sportlern dabei. Dieses Jahr bin ich mit einer neuen Aufgabe hier und völlig begeistert. Was für eine Stimmung bei den Sportarten ist, wie die Fans mitfiebern - das habe ich als Trainerin bei anderen Sport-Events so nicht erlebt. Das sollte jeder mal erlebt haben.“
Lukas Helf, Volunteer Catering & Hospitality: „Meine Aufgabe war, dass wir beim Catering in Messehalle 4 die Tische abräumen, die Tische sauberwischen oder Getränke ausgeben. Wir schauen, dass jeder einen sauberen Platz hat und gut zurechtkommt. Wir sind für vier Tage mit 53 Sportlern in Berlin und kommen aus Koblenz. Dort gehen wir auf eine Sportschule und haben eine AG, mit der wir jedes Jahr etwas zusammen unternehmen. Letztes Jahr waren wir bei den Special Olympics Landesspielen von Rheinland-Pfalz. Von den Weltspielen nehmen wir so viele tolle Eindrücke mit. Es macht einfach Freude, den Athlet*innen zuzuschauen, wie sie ihren Sport betreiben. Es gibt es hier kein Gegeneinander, sondern überall ein Miteinander. Man freut sich auch, wenn der andere gewinnt. Ein Drittplatzierter freut sich, als hätte er gewonnen. Das gibt es nur hier.“
Billy Keel, Technischer Leiter Powerlifting: „Meine Aufgabe war, die Bekleidung der Athlet*innen zu kontrollieren, mich um das Wiegen der Athlet*innen und um die korrekte Platzierung der Gewichte zu kümmern. Das sind meine vierten Weltspiele in Berlin. Die Atmosphäre ist einfach wunderbar. Mein schönstes und ein ganz berührendes Erlebnis war, als ein Athlet aus Island im Rollstuhl angetreten ist und alle Übungen mit Bravour gemeistert hat. Er war ganz aufgeregt, hat aber alles in einem Durchgang geschafft. Das war beeindruckend. Das und generell die Freude aller Athlet*innen nehme ich als beste Erinnerung mit nach Hause.“
Betty Weskamp, Key Volunteer Merchandise: „Ich bin vom ersten Tag an hier beim Verkaufsstand im Sommergarten tätig. Am meisten nachgefragt von den vielen angebotenen schönen Dingen waren die Weltspiele-Pins. Insgesamt 15 habe ich bekommen. Der Pin ist ganz wichtig, weil die Athlet*innen ihre Pins auch tauschen. Sie bringen aus ihren Ländern die Pins mit und überall, wo sie im Wettkampf sind, werden diese dann mit den anderen Athlet*innen getauscht. Die Atmosphäre hier bei den Weltspielen ist wirklich ganz toll. Alles ist ganz entspannt, alle sind lustig und ganz freundlich, alle sind gut drauf. Ich weiß, dass die Leute mit guten Erlebnissen wieder wegfahren aus Berlin. Mit einem kleinen Souvenir und mit der Erinnerung, dass sich die Stadt gut präsentiert hat.“
Autor: kk / © EU-Schwerbehinderung
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