Gesetz zum Recht auf Ganztagsbetreuung zu zaghaft
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Der Bundestag und der Bundesrat hat das „Ganztagsförderungsgesetz“ beschlossen. Damit wird schrittweise ab 2026 ein Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule eingeführt. (wir berichteten) Allerdings war es nicht einfach diesen gemeinsamen Konsens zu finden, erst als der Vermittlungsausschuss einen Weg zur Finanzierung gefunden hatte, konnten die notwendigen Zustimmungen eingeholt werden.
Kritik kam jetzt vom Ganztagsschulverband, der fest stellt, "dass die Ganztagsschule und damit die Bedürfnisse einer überwiegenden Mehrheit der Familien nicht im Fokus der Bundespolitik stehen". Weiter heißt es vom Verband: Der wirklich notwendige Ausbau von Ganztagsschulen, die in Ausstattung, Struktur und Bildungserfolgen zu einer Verbesserung der Chancengerechtigkeit führen könnten, wird weiter verzögert. Die Vorsitzende des Ganztagsschulverbandes, Eva Reiter, Hamburg, sagt dazu: "Die aktuelle Verabschiedung des Gesetzes zum Recht auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder ab 2026 ist nur ein zaghafter Schritt, der viel zu spät erfolgt und für die Verbesserung der Bildung zu wenig bringt!"
Die akuten Bedürfnisse der Familien und Kinder auf Bildung und Betreuung werden sträflich vernachlässigt. Das zeigt sich nicht nur in der Verabschiedung des o.g. Gesetzes, dessen Wirksamkeit eine Zeitverzögerung von 8 Jahren beinhaltet, sondern auch im Wahlkampf für die Bundestagswahl. Obwohl beispielsweise die jährliche Verleihung des Deutschen Schulpreises die möglichen Bildungserfolge ganztägiger Schulen zeigt, scheuen die Parteien bis auf Die Linke - "Jede*r Schüler*in muss die Möglichkeit haben, eine Ganztagsschule zu besuchen..." - eine eindeutige über den derzeitigen Stillhaltekonsens im Streit mit den Bundesländern hinausgehende Positionierung.
In ihren Wahlprogrammen erwähnen CDU/CSU, AfD und FDP die Ganztagsschule nicht einmal. Die SPD will einen Schwerpunkt auf die Ganztagsschule legen und Bündnis 90/Die Grünen legen über Betreuung hinaus Wert auf die Ganztagsbildung. Dabei sollte doch jedem klar sein, dass Kinder keine Betreuung brauchen - Betreuung für ihre Kinder brauchen die Familien. Kinder jedoch brauchen etwas, das in der Verleihung des Deutschen Schulpreises immer wieder deutlich wird: ein anregungsreiches, das Lernen und die individuellen Stärken förderndes schulisches Umfeld.
Quelle: ots - news aktuell
Autor: kk / © EU-Schwerbehinderung