Sozialverband fordert mehr Plätze in der Tages- und Kurzzeitpflege
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Ohne die unbezahlte Sorgearbeit von Frauen würde die Pflege in Deutschland zusammenbrechen. Zu diesem Ergebnis kommt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in einer kürzlich erschienenen Studie. Tatsächlich übernehmen weibliche Angehörige neben vielen anderen familiären Pflichten doppelt so häufig wie Männer die Versorgung eines pflegebedürftigen Familienmitglieds. Diese Diskrepanz wird auch als „Gender Care Gap“ bezeichnet.
Insgesamt leben zurzeit etwa 5 Millionen Menschen mit einem Pflegegrad in Deutschland, 83 Prozent von ihnen werden zu Hause betreut – und das in 60 Prozent der Fälle ohne jede professionelle Unterstützung. „Diese Zahlen zeigen, wie sehr die Pflege in der Verantwortung von Frauen liegt. Was sie Tag für Tag in Millionen von Haushalten leisten, verdient höchste Anerkennung“, sagt die Landesfrauenvertreterin des Sozialverbands VdK Hessen-Thüringen, Ursula König-Schneyer: „Aber leider zahlen Frauen für ihre Fürsorge und ihren unermüdlichen Einsatz einen hohen Preis.“
Dass auf ihnen die Hauptlast bei der Bewältigung des Pflegealltags liegt, ist laut DIW-Studie „ein wesentlicher Faktor“ dafür, dass sie im Erwerbsleben gegenüber Männern benachteiligt sind. Denn Pflege ist fast immer mit einem großen Zeitaufwand verbunden und bedeutet in vielen Fällen sogar einen Fulltimejob. Zu schaffen ist das nur, indem man die Arbeitszeit verringert oder vorübergehend ganz im Job pausiert, was sich negativ auf das Einkommen und die spätere Rente auswirkt. „Pflege ist ein Armutsrisiko, und das trifft vorrangig Frauen“, erklärt Ursula König-Schneyer.
Zum morgigen Equal Care Day – dem weltweiten Aktionstag, der auf die mangelnde Wertschätzung und unfaire Verteilung von Fürsorgearbeit aufmerksam machen soll – fordert der VdK daher, professionelle Angebote wie Tages- und Kurzzeitpflege stärker auszubauen, um Pflegehaushalte zu entlasten und Frauen die Chance zu geben, sich trotz ihrer familiären Verpflichtungen mehr beruflich einzubringen. „Wer in einer Familie welche Aufgaben übernimmt, ist eben nicht nur eine Privatangelegenheit“, sagt die VdK-Landesfrauenvertreterin. Vielmehr zeige sich im internationalen Vergleich – auch das ein Ergebnis der DIW-Studie –, dass dort, wo eine funktionierende Pflege-Infrastruktur existiert, die Ungleichheit zwischen Frauen und Männern sowohl beim Umfang der von ihnen jeweils geleisteten Sorgearbeit als auch beim Einkommen abnimmt.