Patientenschützer kritisieren Corona-Schnelltest Strategie für Pflegeheime
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Die Patientenschützer haben die Corona-Schnelltest für Alten- und Pflegeheime als völlig unzureichend kritisiert. „Die neue Schnelltest-Strategie ist für Pflegebedürftige eine Mogelpackung. In der Altenpflege wird von der versprochenen zusätzlichen Sicherheit nicht viel ankommen“, sagte Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, im Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ).
Der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will mit den Antigentest-Schnelltests eine vollständige soziale Isolation von Bewohnern und Patienten möglichst vermeiden, so dass trotz steigender Corona-Infektionszahlen keine Besuchsverbote verhängt werden müssen. “Doch die Aussichten auf regelmäßige Besuchsmöglichkeiten sind düster”, sagte Brysch und machte den Gesundheitsminister dafür direkt verantwortlich. „Denn aus den angekündigten monatlich 50 Tests pro Bewohner wurden über Nacht gerade mal 20. Mit dieser geringen Zahl gelingt es nicht einmal, die Altenpflegekräfte jeden Tag einen Monat lang durchzutesten“, sagte der Stiftungsvorstand gegenüber NOZ. „Nach der Hälfte ist das Test-Kontingent aufgebraucht. Für Bewohner und Besucher bleibt dann nichts übrig.“
Die Kosten für die neue Corona-Tests übernimmt der Bund. (wir berichteten) „Es ist klar, dass eine ministerielle Verordnung nicht sofort für ein bedarfsgerechtes Angebot sorgt. Doch es macht keinen Sinn, Miniziele zu setzen, die kaum etwas bringen“, so Brysch. Spahn habe mit der Reduzierung der Kontingente „die Teilhabe von Pflegebedürftigen aufgegeben“. Außerdem ignorieren jetzt schon Ärzte die Priorisierung der Schnelltests für die Altenpflege. „Gegen Cash erfolgt der Antigentest im Behandlungszimmer. So wird die Versorgungslage für die Altenpflege sogar noch knapper. Dringlichkeit spielt keine Rolle mehr. Derjenige bekommt Vorrang, der sich Sicherheit erkaufen kann.“
Dabei hat der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, dem Patientenschützer widersprochen: „Die Einrichtungen haben händeringend auf die Schnelltests gewartet. Jetzt haben wir es endlich geschafft und können loslegen. Dass nun schon wieder rumgemäkelt wird, halte ich für wenig zielführend“, sagte Westerfellhaus im Gespräch mit der „NOZ“. „Wenn die Produktionsketten gut laufen, können wir womöglich mehr Tests bereitstellen. Aber schon in der ersten Phase werden die Schnelltests enorm helfen.“
Zudem fordere Westerfellhaus, Vorrang für Pflegebedürftige: „Eines muss klar sein: Die verfügbaren Tests müssen zielgerichtet für Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser eingesetzt werden und nicht für Fußballstadien oder Diskotheken. Der Schutz der vulnerablen Gruppen muss oberste Priorität haben.“
Autor: md / © EU-Schwerbehinderung