Hohes Armutsrisiko für Pflegebedürftige und deren Angehörige
- Lesezeit: 3 Minuten
Anlässlich der am Mittwoch veröffentlichten Daten des Statistischen Landesamts zur Zahl pflegebedürftiger Menschen in NRW macht der Sozialverband VdK Nordrhein-Westfalen deutlich, dass Pflegebedürftige und deren Angehörige in besonderer Weise von der Corona-Krise betroffen sind.
"Im Dezember 2019 galten in Nordrhein-Westfalen 965 000 Menschen im Sinne des Pflegeversicherungsgesetzes (elftes Buch Sozialgesetzbuch) als pflegebedürftig. Wie Information und Technik Nordrhein-Westfalen als Statistisches Landesamt anhand jetzt vorliegender Ergebnisse der Pflegestatistik mitteilt, waren das 25,5 Prozent mehr als zwei Jahre zuvor (damals: 769 100). Zum Teil (24,8 Prozent) beruht dieser Anstieg auf der erstmaligen Erfassung von 48 571 Pflegebedürftigen mit Pflegegrad 1, die zum Stichtag keine Leistungen der Pflegeeinrichtungen bzw. ausschließlich landesrechtliche Leistungen erhielten. 62,8 Prozent aller Leistungsempfänger waren Frauen. Der Anteil der NRW-Einwohner, die Anspruch auf Pflegeleistungen hatten, war Ende 2019 mit 5,4 Prozent höher als zwei Jahre zuvor (2017: 4,3 Prozent)", heißt in der Mitteilung der Information und Technik Nordrhein-Westfalen.
Weiter heißt es in der Mitteilung des VdK NRW: Laut der Gerade Frauen leiden unter der Mehrfachbelastung, so der VdK-Landesvorsitzende weiter. „Neben Soforthilfe-Paketen und Entlastungsangeboten würde eine Pflegezeit mit Lohnersatz helfen, den schwierigen Spagat zwischen Home-Office, Kinderbetreuung und häuslicher Pflege zu meistern.“ Schließlich verschärft die aktuelle Situation sowohl die Armutsgefährdung der Angehörigen, die im Job kürzer treten müssen, als auch der Betroffenen selber. „In NRW sind nicht nur überdurchschnittlich viele Menschen im Alter auf Grundsicherung angewiesen, sondern auch die Eigenanteile für die Heimunterbringung liegen mit rund 2.405 Euro über dem bundesweiten Durchschnitt in Höhe von 2.015 Euro.“
Infolgedessen waren hierzulande Ende 2017 mehr als 60.000 Menschen ergänzend auf Sozialhilfe angewiesen. „Hinzu kommt, dass laut jüngstem Schuldneratlas der Auskunft Creditreform gerade über 70-Jährige immer häufiger Schwierigkeiten haben, für die steigenden Miet- und Energiekosten aufzukommen“, so Horst Vöge, der sich im Sinne aller Generationen auch als Vizepräsident des VdK Deutschland für armutsfeste Renten sowie eine Pflegevollversicherung einsetzt. „Um sämtliche Kosten für diese gesamtgesellschaftliche Aufgabe abdecken zu können, schlagen wir beispielsweise die Einführung einer Digital- und Finanztransaktionssteuer vor.“
Autor: kk / © EU-Schwerbehinderung