Merkel: „Ich mache keinen Rückzieher von meinen Entscheidungen“
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Die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hält keine ihrer Entscheidungen in den verschiedenen Krisen während ihrer Amtszeit für einen Fehler und zeigt sich betrübt über mangelnden Einfühlungswillen von Kritikern in damalige Zwänge.
Auf die Frage, ob sie die Kritik an ihrer Russland-, Flüchtlings-, Corona- und Modernisierungspolitik annehmen könne, erklärte Merkel im Interview mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND): „Ich nehme sie zur Kenntnis. Aber ich mache keinen Rückzieher von meinen Entscheidungen. Ich bin manchmal betrübt, dass oft der Wille fehlt, sich in die Zeit zurückzuversetzen.“ Merkel sagte, ihre Amtszeit sei mit aufeinanderfolgenden krisenhaften Entwicklungen „gepflastert“ gewesen sei.
Der jetzt zerbrochenen Ampel-Regierung sei es „beeindruckend“ gelungen, nach Russlands Überfall auf die Ukraine sehr schnell Ersatz für russisches Gas zu schaffen, betonte die Christdemokratin. Der Preis seien deutlich höhere Energiekosten, was gravierende Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaftskraft habe. „Das wäre damals genauso gewesen. Deshalb habe ich Interessen der Wirtschaft im Auge gehabt. Sie hätte einen Verzicht auf billiges Gas aus Russland damals nicht akzeptiert, aber mir war außerdem wichtig, neben den politischen Kontakten auch die wirtschaftlichen Verbindungen nicht zu kappen.“
Merkel erklärte, in dieser Retrospektive würde sie sagen: „Ich stelle meine Entscheidungen nicht infrage. Ich kann aber gut verstehen, dass Menschen, die sehen, was Putin in der Ukraine anrichtet, mir Fehler vorhalten. Damit muss ich leben.“