Behindertenbeauftragter bezeichnet Arbeitsmarkt als "Grundübel"
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In der Debatte um die Werkstätten für Menschen mit Behinderung forderte der Beauftragte der Bundesregierung, Jürgen Dusel, auch bessere Chancen für diese Menschen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt aus. Im ARD-Mittagsmagazin sagte Dusel am Donnerstag: "Das ist das 'Grundübel', Wir müssen schauen, dass junge Menschen, die vielleicht am Übergang sind von der Schule in den Beruf, von der Schule in die Ausbildung, dass die Alternativen haben zu Werkstätten."
In Deutschland hätten Menschen mit Behinderung große Schwierigkeiten, am Arbeitsmarkt teilzunehmen, so Dusel. "Darüber müssen wir auch reden, neben der Bezahlung in den Werkstätten."
"Es muss besser werden", sagte Dusel. "Ich glaube, dieser Prozess muss gemeinsam mit den Leuten geführt werden und das wird die Bundesregierung im nächsten Jahr machen." Es müsse in jedem Fall eine Wertschätzung für die Arbeit in den Werkstätten geben, so Dusel weiter. "Ich würde sofort sagen, wir nehmen den Mindestlohn. Aber damit ist auch etwas verknüpft: Menschen mit Behinderung, die in Werkstätten arbeiten, bekommen beispielsweise nach 20 Jahren relativ gute Renten, die sie so auf dem Arbeitsmarkt vielleicht gar nicht bekommen würden."
Im Rahmen der 98. ASMKASMK bedeutet Arbeits- und Sozialministerkonferenz, bei der dieses Jahr das Bundesland Saarland den Vorsitz hat. haben die Ministerinnen und Minister, Senatorinnen und Senatoren für Arbeit und Soziales der Länder, über die Auswirkungen der Corona-Pandemie insbesondere im Hinblick auf Menschen mit Behinderung und Pflegebedürftige in Einrichtungen bzw. unterstützenden Wohnformen gesprochen.
„Der Gesundheitsschutz und die Eindämmung des Infektionsgeschehens standen in den vergangenen 20 Monaten während der Corona-Pandemie im Zentrum der öffentlichen Diskussion und des politischen Handelns. Hierzu zählten vor allem Hygienemaßnahmen, Kontaktbeschränkungen, Schließungen von Einrichtungen und Besuchsverbote in Einrichtungen zum Schutz besonders vulnerabler Gruppen. Wir haben den Menschen – sowohl den Betroffenen als auch den Angehörigen - viel abverlangt. Alle Einschränkungen hatten spürbare Vereinsamung und Rückschläge bei der Rehabilitation und Teilhabe zur Folge“, so Sozialministerin Monika Bachmann.
Die genannten Folgen der getroffenen Schutzmaßnahmen wurden im Laufe der Pandemie immer deutlicher. Daraus entwickelt sich die Frage, welche konkreten Wege bestritten werden müssen, um ein Höchstmaß an Teilhabe bei gleichzeitig optimalem Gesundheitsschutz zu gewährleisten. Die Teilnehmer der ASMK fordern die Bundesregierung auf, eine wissenschaftlich begleitete Studie auf den Weg zu bringen. Ziel der Studie soll sein, die Erfahrungen der Corona-Pandemie umfassend auszuwerten, Erkenntnisse abzuleiten und die Ergebnisse umzusetzen. Hauptsächlich geht es darum, vulnerable Gruppen besser zu schützen. Zudem sollen Leitfäden entwickelt werden, die aufzeigen, wie der Gesundheitsschutz mit der Teilhabe unter Pandemiebedingungen auch für die besonders vulnerablen Gruppen in den unterschiedlichen Lebenslagen wirksam verbunden werden kann. Dazu soll die Bundesregierung die Länder und kommunalen Spitzenverbände miteinbeziehen“, so Bachmann abschließend.