Umfrage: Über 60 Prozent der Kassenärzte wollen Beruf früher aufgeben als geplant
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Über 60 Prozent der Kassenärztinnen und -ärzte erwägen, früher als geplant aus ihrem Job auszusteigen. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (ZI) hervor, die am Freitag veröffentlicht werden soll und dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorab vorlag. Danach stimmten 60,5 Prozent der Befragten der Aussage zu, aufgrund der aktuellen Rahmenbedingungen „vorzeitig aus der Patientenversorgung auszuscheiden".
Kassenärzte-Chef Andreas Gassen sagte dem RND, das Ergebnis sei „mehr als ein Alarmsignal“. Er forderte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zum Handeln auf, etwa durch die Aufhebung der Budgetierung. „Wenn die Politik jetzt nicht reagiert, werden wir bereits ab dem kommenden Jahr zunehmende Versorgungslücken haben, nicht nur auf dem Land, sondern auch in den Städten“, warnte der Vorsitzenden der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV).
In der Umfrage, die zwischen Oktober und Anfang Dezember durchgeführt wurde und an der 32.000 der angeschriebenen 126.000 Ärzte und Therapeuten teilnahmen, gaben knapp 91 Prozent der Befragten an, sich durch eine Vielzahl administrativer und bürokratischer Aufgaben überlastet zu fühlen. 62 Prozent sagten, sie seien ausgebrannt. Fast 88 Prozent stimmten der Aussagen zu, die derzeitigen Digitalisierungsmaßnahmen beeinträchtigten den Praxisablauf.
Nur 13 Prozent der Befragten meinten, für ihre Arbeit angemessen honoriert zu werden. 85 Prozent verneinten das. In Deutschland gibt es derzeit rund 180.000 Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, die für die gesetzliche Krankenversicherung tätig sind. Rund ein Drittel davon ist älter als 60 Jahre alt, fast zwölf Prozent sind über 65 Jahre.