Mediziner warnen vor Energydrinks und fordern Altersgrenze
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Mehrere Ärzte haben vor möglichen schweren gesundheitlichen Folgen durch den Konsum von sogenannten Energydrinks gewarnt und sich für die Einführung einer Altersgrenze beim Kauf ausgesprochen, um Kinder und Jugendliche besser zu schützen. In einem öffentlichen Fachgespräch des Ausschusses für Ernährung und Landwirtschaft am Dienstag unter Leitung des Vorsitzenden Hermann Färber (CDU) berichtete Professor Nikolaus Haas (Ludwig-Maximilians-Universität München), Energydrinks könnten bei Kindern und Jugendlichen eine Art Einstiegsdroge für andere Drogen im weiteren Erwachsenenaltern sein - von Alkohol zu Cannabis und härteren Drogen. Bekannt sei auch, dass der Konsum von Energydrinks zu aggressivem Verhalten führen könne und dass Schlafstörungen auftreten könnten.
Aus medizinischen Gründen sprach sich Haas ebenso wie Felix Sebastian Oberhoffer (Ludwig-Maximilians-Universität München) für eine Altersgrenze bei Energydrinks aus. Zwei Drittel aller Jugendliche würden Energydrinks konsumieren. Bei Konsum von Energydrinks komme es zu erhöhtem Blutdruck, Herzrhythmusstörungen und einer signifikant niedrigeren Schlafdauer, so Oberhoffer. Grundlage des öffentlichen Fachgesprächs war die Empfehlung des Bürgerrates „Ernährung im Wandel: Zwischen Privatangelegenheit und staatlichen Aufgaben“, eine Altersgrenze bei Energydrinks einzuführen (20/10300). Die Gesundheitsschäden und das Suchtpotential seien ähnlich gravierend wie bei Zigaretten und Alkohol, hatte der Bürgerrat argumentiert. Für eine Altersgrenze ab 16 Jahren spricht nach Ansicht des Gremiums, dass Wein und Bier auch ab 16 Jahren erlaubt seien.
Christina Rempe (Staatlich geprüfte Lebensmittelchemikerin) sagte, Energydrinks seien für Kinder und Jugendliche leicht zugänglich. Produktaufmachung und Marketing würden nicht erkennen lassen, dass es sich um Produkte handele, die für Kinder und Jugendliche gesundheitlich problematisch sein könnten. Rebekka Siegmann (foodwatch Deutschland) verwies darauf, dass sich der Absatz der Drinks in den letzten sechs Jahren fast verdoppelt habe. Testkäufe hätten belegt, dass auch Elfjährige problemlos diese Drinks hätten kaufen können. Energydrinks seien gefährlich. Eine Altersgrenze für Energydrinks wäre konsequent. Kinder und Jugendliche müssten vor den Gefahren geschützt werden. Von Influencern verbreitete Werbung ziele auf Kinder und Jugendliche. Das Marketing richte sich eindeutig an Kinder.
Professor Tanja Schwerdtle (Bundesinstitut für Risikobewertung, Max-Rubner-Institut) sagte unter Hinweis auf Risikobewertungen, bereits bei einem Verzehr von zwei 250-Milliliter-Dosen Energydrinks am Tag werde die Grenze einer unbedenklichen Koffeinaufnahme überschritten. Es sei aber bekannt, dass Kinder und Jugendliche häufig größere Mengen konsumieren würden. Ergebnisse einer Studie zu einem chronisch hohen Konsum von Energydrinks würden 2025 erwartet.
Andreas Kadi (Energy Drinks Europe) sagte, Energydrinks seien auf europäischer und nationaler Ebene umfassend und ausreichend reguliert. Es würden Hinweise auf erhöhten Koffeingehalt gegeben und zudem Hinweise, dass die Drinks für Kinder, Schwangere und Stillende nicht empfohlen seien. Trotz vergleichbaren Koffeingehalts gebe es solche Verpflichtungen für Kaffee- oder Teegetränke nicht. In Deutschland seien sogar Höchstwerte für charakteristische Zutaten von Energydrinks festgelegt. Energydrinks seien sicher, sagte Kadi mit Blick auf Bewertungen von Lebensmittelsicherheitsbehörden. Die Drinks würden von Jugendlichen auch nicht übermäßig konsumiert. Unter Berufung auf Untersuchungen sagte Kadi, bei Jugendlichen stamme die hohe Koffeinaufnahme aus Kaffee und Tee und sei nicht auf Energydrinks zurückzuführen. Detlef Groß (Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke), zitierte aus Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI), wonach der Konsum von Energydrinks bei Kindern keine nennenswerte Rolle spiele. Bei Jugendlichen stünden Kaffee, Teegetränke und koffeinhaltige Getränke im Vordergrund.
Rene Schreiber, Teilnehmer der Arbeitsgruppe zu Empfehlung 8 des Bürgerrates „Ernährung im Wandel“ sagte, er sei ursprünglich sogar für ein völliges Verbot gewesen: „Diese Getränke braucht kein Mensch.“
Autor: Bundestag/hib | © EU-Schwerbehinderung/Deutscher Bundestag