Anfeindungen gegen die Wissenschaft - Demokratie braucht vernunftgeleitete Wissenschaftsdiskurse
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Bisher waren es die Menschen von denen meist wenig zu hören war. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die in ihren Forschungseinrichtungen an neuen Technologien oder im Gesundheitsbereich geforscht haben. Mit der Corona-Pandemie änderte sich der Fokus und viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wurden plötzlich in das Licht der Öffentlichkeit gerückt.
Dieses "neue" Phänomen wie Wissenschaft in die Öffentlichkeit ist allerdings gar nicht so neu, denn die Geschichtsbücher sind voll von geschichtlichen Ereignissen bei denen Wissenschaftler "der Ketzerei beschuldigt" und auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden. Oft war es die Kirche selbst, die wissenschaftliche Erkenntnisse nicht anerkennen wollte. Selbst heute gibt es immer noch Diskussionen, wenn auch häufig am Rande geführt, die immer noch behaupten, dass die Erde eine Scheibe ist. Bis heute gibt es somit immer noch wissenschaftliche Erkenntnisse, die nicht in allen religionsbedingten Ansichten passen und zu religionsbedingten "Verurteilungen" führen.
Eine aktuelle, nicht-repräsentative Umfrage der Fachzeitschrift "Nature" unter mehr als 300 Wissenschaftlern aus mehreren Ländern hat ein Schlaglicht auf die Bedrohungen geworfen, denen ein Teil von ihnen ausgesetzt ist: Nach Großbritannien mit 123 Betroffenen kommen die meisten bedrohten Wissenschaftler laut Umfrage aus Deutschland (62), noch vor den USA (53). Die Reaktionen, denen sie insbesondere nach Medienauftritten ausgesetzt sind, reichen von Troll-Kommentaren in Sozialen Medien, Hassbotschaften in aggressiven Mails, gehackte Accounts oder Webseiten über tätliche Angriffe bis hin zu Morddrohungen.
Johna rief Politik und Medien dazu auf, sich verstärkt für ein wissenschaftsfreundliches Diskursklima einzusetzen. "Es reicht nicht, den Respektverlust im gesellschaftlichen Austausch nur zu beklagen. Politik und Medien sind aufgerufen, den ganz konkreten Wert von Wissenschaft für die Menschen zu verdeutlichen. Wissenschaft braucht einen öffentlichen Resonanzraum, der einen respektvollen Austausch auch unterschiedlicher Bewertungen neuer Erkenntnisse möglich macht." Mit Blick auf die "Nature"-Umfrage betonte Johna: "Die Anfeindungen gegen öffentlich auftretende Wissenschaftler wiegen so schwer, dass wir eine systematische wissenschaftliche Untersuchung über das Ausmaß und ihre Bedingungen brauchen."
Quelle: kk/eus/ots
Autor: kk / © EU-Schwerbehinderung