Sozialverband warnt vor Druck auf angehende Rentnerinnen und Rentner
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Der demografische Wandel lässt die Zahl der Menschen im Alter zwischen 55 und 70 Jahren in den nächsten Jahren erheblich sinken. Statt 18,5 Millionen Personen im Jahr 2020 werden es im Jahr 2035 nur noch 17 Millionen sein. Dabei bleibt die Zahl der Menschen, die wegen Rente, Krankheit, Arbeitslosigkeit oder anderen Faktoren nicht erwerbstätig sind, unverändert bei rund 8 Millionen. Vom Rückgang sind ausschließlich die Erwerbstätigen in dieser Gruppe betroffen. Ihre Zahl geht um 1,5 Millionen bzw. 14,3 Prozent auf knapp 9 Millionen zurück. „Das ist eine paradoxe Situation“, sagt Eric Thode, Arbeitsmarktexperte der Bertelsmann Stiftung. „Angesichts des Fachkräftemangels sind wir mehr denn je auf die Arbeitskraft und Erfahrung Älterer angewiesen, doch der Anteil derjenigen, die sich früh aus dem Erwerbsleben zurückziehen, wird immer größer.“
Die aktuelle Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass durch gezielte Maßnahmen unter den 55- bis 70-jährigen Arbeitskräften ein Potenzial von 1,36 Millionen zusätzlichen Vollzeitbeschäftigten erschlossen werden kann. Dazu äußert sich VdK-Präsidentin Verena Bentele:
„Niemand darf Rentnerinnen und Rentnern ein schlechtes Gewissen machen, wenn sie im Ruhestand nicht mehr arbeiten wollen oder können. Laufend werden neue Daten und Ansätze präsentiert, wie man ältere Menschen länger im Job halten kann. Wer fit ist, kann und darf schon heute in der Rente arbeiten. Bei den Diskussionen werden aber die Menschen vergessen, die diese Möglichkeit nicht nutzen können, etwa weil sie Angehörige pflegen oder selbst krank sind.
Die aktuelle Debatte birgt die Gefahr, dass der Druck auf die ältere Generation wächst, später in den Ruhestand zu gehen. Schon jetzt sagt eine repräsentative VdK-Umfrage, dass jeder siebte Arbeitnehmer über 50 Jahre voraussichtlich länger arbeiten muss, weil das Geld im Ruhestand nicht reicht. Das Versprechen der Rente ist jedoch ein anderes. Die Regierung muss dafür sorgen, dass die Rente den Lebensstandard sichert, auch wenn man bis zur Regelaltersgrenze arbeitet und dann in den Ruhestand geht.
Zudem muss die Politik Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber dazu verpflichten, altersgerechte Arbeitsplätze, flexible Arbeitszeitmodelle und ständige Qualifizierung und Weiterbildungen zu etablieren. Erst dann wird Arbeiten für deutlich mehr Menschen bis zum Rentenalter möglich. Den Druck auf die älteren Menschen zu erhöhen, ohne gleichzeitig die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen, führt nur zu weiterem Frust.“