OECD Studie - Rente unterhalb OECD Durchschnitt - drohende Altersarmut
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Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat mit dem Thema Renten befasst und da sieht es in der Bilanz für Deutschland nicht gut aus. Laut der OECD- Studie sind Deutsche Frauen heute von der OECD-weit größten Geschlechter-Rentenlücke betroffen (46 Prozent).
Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass insbesondere Geringverdiener (Hälfte des Durchschnittsverdienstes) im Ruhestand, nur mit einer Ersatzrate von 56 % rechnen dürfen. Deutschland liegt damit unter dem Durchschnitt der OECD- Mitgliedsstaaten, wo die Ersatzrate bei 68% liegt. (Ersatzrate definiert den prozentualen Wert, was am Ende vom Einkommen an Rente ausgezahlt wird).
Deutschland gehört zu dem, zu jenen wenigen OECD-Ländern, die keine obligatorische Rentenversicherung für alle Selbständigen hat. Einige Gruppen von Selbständigen sind in berufsständischen Systemen versichert, allerdings ist die Alterssicherung für Selbständige insgesamt lückenhaft.
Die OECD sieht in Deutschland die Gefahr, dass die schnelle Bevölkerungsalterung die finanzielle Tragfähigkeit des öffentlichen Rentensystems gefährden konnte.
In der Beschäftigungsrate der älteren Arbeitskräfte, die Altersgruppe von 55-64, ist Deutschland mit einem Plus von 34 Prozentpunkten, Spitzenreiter.
Deutlich macht die Studie und das wird in dieser auch explizit erwähnt, dass das ohne Grund- und Mindestrente das Armutsrisiko für einkommenschwache Rentner in Deutschland sehr hoch ist.
Matthias W. Birkwald, rentenpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE: "Die OECD legt den Finger in die große Wunde der gesetzlichen Rente in Deutschland. Nur wer sehr lange sehr gut verdient hat, kann im Alter noch auf eine auskömmliche Rente hoffen. Schwarz-Rot-(Grün) hat über Jahrzehnte hinweg prekäre Jobs gefördert, die Rentenbeiträge von Hartz-IV-Beziehenden abgeschafft und Kürzungsfaktoren in die Rentenformel eingebaut. Darum muss der Niedriglohnsektor ausgetrocknet und der gesetzliche Mindestlohn sofort auf mindestens zwölf Euro angehoben werden.", Birkenwald zum Schluss : "Die Würde des Menschen ist unantastbar. Das gilt auch für Menschen nach ihrem 65. Geburtstag. Das kostet Geld. Und das sollte es uns nach österreichischem Vorbild auch wert sein.“ - Anm.: In Österreich liegt die durchschnittliche Rente bei 80%. Allerdings sind auch die Rentenbeiträge um etwa 4% höher.
Zu den aktuellen OECD-Zahlen und der Rentenlücke zwischen Männern und Frauen erklärt Katrin Göring-Eckardt, Fraktionsvorsitzende Bündnis 90/Die Grünen: "Das Deutschland seit Jahren bei der Frage gerechter Renten hinterherhinkt, ist beschämend für dieses Land. Wenn Frauen ganz generell weniger Einkommen im Alter haben als Männer, dann ist das ein grundlegendes Problem für die Gleichheit und Selbstbestimmung. Beheben können wir das nur, wenn wir das Problem an der Wurzel packen. Wir müssen ungleiche Chancen auf dem Arbeitsmarkt, fehlende Rahmenbedingungen oder Rollenbilder, die gleichen Löhnen und Gehältern im Weg stehen, endlich beseitigen. Union und SPD dürfen diese Ungerechtigkeit aber auch nicht weiter betonieren. Deswegen braucht es bei der Grundrente dringend eine Überarbeitung. Dort legt die Bundesregierung die Zugangsschwellen so hoch, dass diese für viele Frauen, die weniger arbeiten konnten, nicht erreichbar sind. Wenn die Bundesregierung nicht verantworten will, dass Frauen erneut bei der Rente einseitig benachteiligt werden und durchs Raster fallen, dann muss sie die nötige Zahl der Beitragsjahren jetzt von 35 auf 30 absenken."
Autor: Redaktion / © EU-Schwerbehinderung