Pflegepersonalmangel: Erste Bundesländer schon bald am Kipppunkt
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Der jetzt von der AGP Sozialforschung vorgestellte DAK-Pflegereport zeigt eindrücklich, mit welcher Wucht der demografische Faktor in den kommenden Jahren im Pflegebereich einschlagen wird und mit doppelter Wirkung. dem steigenden Bedarf an pflegerischer Unterstützung stehen schwindende Personalressourcen durch den Renteneintritt der Babyboomer Generation gegenüber, die dann wiederum selbst zu Pflegebedürftigen werden können.
„Wir sehen hier den Effekt des jahrelangen Ignorierens lange bekannter demografischer Faktoren“, betont Martin Dichter, Vorsitzender des DBfK Nordwest. „Hinzu kommt das ebenso lange Kaputtsparen im Pflegepersonalbereich durch politische Fehlentscheidungen. Wenn jetzt nicht massiv gegengesteuert und alles dafür getan wird, den Pflegeberuf attraktiver zu gestalten, fährt das System vollends gegen die Wand.“
Als wirkungsvolle Pull-Faktoren für Schulabgänger:innen, insbesondere Abiturient:innen, nennt der DBfK den Ausbau von grundständigen Bachelorstudiengängen sowie Masterstudiengängen zur fachlichen Vertiefung. Damit einhergehen müssen die eigenständige Heilkundeausübung und verstärkte Möglichkeiten autonomen pflegerischen Handelns, verbunden mit besseren Arbeits-bedingungen mit altersgerechter Ausgestaltung. Dazu gehören sowohl die Vereinbarkeit des Pflegeberufs mit einer Familiengründung wie auch flexible Modelle für einen längeren Verbleib von erfahrenen Pflegenden im Beruf.
„Exemplarisch dafür steht beispielsweise unser Konzept des Pflegeberufegratifikationsscheins“, sagt Martin Dichter. „Dessen Umsetzung wäre mit reichlich Anreizen für längeres Arbeiten verbunden. Die vorliegende Untersuchung zeigt auch glasklar die gesundheitlichen Belastungen älterer Pflegefachpersonen. In fast jedem Bundesland müssen in den kommenden zehn Jahren etwa 20 Prozent des Pflegepersonals ersetzt werden, was nicht mehr in erforderlichem Maß durch Absolvent:innen der Pflegefachschulen gelingen wird. Der Kipppunkt, an dem die Zahl der Berufsaustritte die der Berufseinmündungen übersteigt, wird etwa für Bremen schon für 2029 prognostiziert. Die Zeit läuft.“