Corona-Krise: Politiker wollen Weihnachtsmärkte
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Die Politiker fordern, trotz der steigenden Corona-Zahlen Weihnachtsmärkte in einer kleineren Form. Bereits am Wochenende hatte Markus Söder, der bayerische Ministerpräsident (CSU) angekündigt, Weihnachtsmärkte in seinem Bundesland zu erlauben. Andere Länderchefs haben nun auch die Öffnung von Weihnachtsmärkten in Aussicht gestellt.
Der Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) hatte zu der Welt gesagt, es werde eine „abgespeckte Version“ geben, die dann wie eine Aneinanderreihung von Wochenmärkten gestaltet sei. Denn bei den Menschen gebe es ein "seelisches Bedürfnis nach dieser Normalität".
Jedoch sei nicht vorstellbar, dass einen Weihnachtsmarkt in Erfurt dieses Jahr gibt, wie bisher mit zwei Millionen Gästen, so Ramelow. Zudem hält auch Tobias Hans, der saarländische Ministerpräsident (CDU) Weihnachtsmärkte für möglich, dabei denkt er wie Söder über eine Einschränkung beim Alkoholkonsum nach.
Weihnachtsmärkte in althergebrachter Tradition "mit dichtem Gedränge, engen Hütten und viel Alkohol" könne er sich derzeit nicht vorstellen, sagte Hans gegenüber der Welt. Mit "sorgfältig ausgearbeiteten, gründlich durchdachten Hygieneplänen und Abstandskonzepten" könnten die Weihnachtsmärkte durchaus zugelassen werden. Da sie im Freien stattfinden, sei das Infektionsrisiko gering.
Hans sagte, dass die Grundvoraussetzung sei das die Weihnachtsmärkte stattfinden könne, dass das regionale Infektionsgeschehen dies zulasse. So sprach er sich dafür aus, dass Bund und Länder bei nächster Gelegenheit sich mit dem Thema befassen.
Für „kluge Konzepte“ hatte Söder in der Welt am Sonntag plädiert, damit die Weihnachtsmärkte stattfinden könne. Beispielsweise könnten Laufwege mit Eingang und Ausgang definiert werden. Zudem müsse es auch eine Maskenpflicht geben, „und man wird den Alkoholkonsum stark reduzieren müssen".
In der gestrigen Pressekonferenz der Bundesregierung, wurde das Thema Weihnachtsmärkte thematisiert:
Frage an Regierungssprecher Steffen Seibert, Sie haben eben gesagt, es sei nicht die Zeit für weitere Lockerungs- oder Öffnungsschritte. Wie bewerten Sie dann die Diskussion um die Weihnachtsmärkte? Herr Söder und andere Ministerpräsidenten haben gesagt, dass Sie sie durchaus für möglich halten. Ist das wirklich das richtige Signal in dieser Zeit?
Eine Frage an das Gesundheitsministerium: Ihr Minister hat sich dafür ausgesprochen, mehr Schnelltests einzusetzen. Was die Verlässlichkeit dieser Schnelltests angeht, gibt es ja ziemliche Zweifel. Können Sie uns darüber aufklären, wie sicher diese Tests mittlerweile sind?
Seibert: Ich möchte jetzt keine einzelnen Maßnahmen bewerten. Der Sommer hat uns die Möglichkeit gegeben, viele Bereiche des wirtschaftlichen und auch des persönlichen Lebens wieder zu lockern. Ich denke, dass darüber alle froh sind. Vieles davon hat sich auch bewährt.
Jetzt allerdings sind wir - ich habe versucht, es zu beschreiben - in einer Phase, in der sich entscheiden wird, wie wir in den Herbst und den Winter gehen, und zwar umgeben von Nachbarländern mit einem noch deutlich höheren Infektionsgeschehen. Auch bei uns sind die Zahlen wieder in die Höhe geschossen. Unser Ziel war und bleibt doch immer, Infektionsketten nachvollziehen und auch unterbrechen zu können. Wenn man dieses Ziel ernst nimmt, dann weiß man auch, dass das ab einer gewissen Zahl täglicher Infektionen kaum noch oder nicht mehr zu leisten ist. In dieser Phase sind wir jetzt. Deswegen ist die Grundhaltung, die alle im Coronakabinett geteilt haben, bei weiteren Öffnungsschritten große Vorsicht walten zu lassen und sie zunächst einmal zu hinterfragen. Das heißt nicht, dass ich für die Bundesregierung jetzt sozusagen alle Maßnahmen pauschal ablehne. Aber man muss sich das sehr, sehr genau überlegen.
Zusatzfrage: Dennoch schließe ich aus Ihren Worten, dass der ja nicht gut zu kontrollierende Schritt - Weihnachtsmärkte, auf denen Menschen aneinander vorbeigehen - eigentlich nicht zu den Maßnahmen gehört, die die Bundesregierung jetzt befürworten würde.
Gibt es also eine Kluft zwischen dem, was der Bund will, und dem, was Länder wollen?
Seibert: Ich bleibe dabei, dass ich jetzt nicht einzelne Maßnahmen, die noch dazu erst im Dezember greifen würden, bewerte. Das ist dann sicherlich auch wieder im Gespräch zwischen Bund und Ländern gemeinsam zu bewerten. Aber die Grundhaltung habe ich Ihnen darzulegen versucht.
Die Niedersächsische Sozial- und Gesundheitsministerin Carola Reimann hat sich zu den durch den Niedersächsischen Städtetag versendeten Vereinbarung zur Durchführung von Weihnachtsmärkten Weihnachtsmärkten geäußert:
„Ich freue mich, dass es einen Konsens mit allen Beteiligten gibt und Weihnachtsmärkte – wenn auch unter anderen Bedingungen als sonst - möglich sein werden. Klar ist, dass der Infektionsschutz oberste Priorität hat, damit alle gesund durch die Vorweihnachtszeit kommen. Hygienekonzepte und Abstandsregelungen müssen eingehalten werden, Veranstaltende wie Besucherinnen und Besucher gleichermaßen verantwortungsbewusst und aufmerksam sein. Darüber hinaus müssen die Infektionszahlen in den nächsten Wochen stabil bleiben.“
Autor: md / © EU-Schwerbehinderung