UPDATE : Podiumsdiskussion Werkstätten der Zukunft
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Heute fand in Berlin eine Podiumsdiskussion zum Thema "Werkstätten der Zukunft" statt. Auf dem Podium wurde viel Raum gelassen, die bestehenden Problemstellungen, auch von betroffenen, zu platzieren. Das Entgeldsystem fand dabei einen großen Raum bei der Diskussion.
Ein positives Signal hinsichtlich der Politik, war die Darstellung, dass man das Entgeldsystem jetzt untersuchen will und genau die Fragen klären möchte, die seitens der Kritiker immer wieder platziert wurden.
Kritisiert wurden die Abrechnungen, die in den Werkstätten oft nicht in leichter Sprache sind. Ein weitere Kritik war das Thema Grundsicherung und der Umgang wie Fallmanager sich gegenüber Menschen mit Behinderung präsentieren. Es wurde sehr deutlich gemacht, dass es eine große Belastung für betroffene ist, wenn das Entgeld in den Werkstätten für Menschen mit Behinderung nicht ausreicht und über die Grundsicherung das Einkommen zumindest auf Grundsicherung- Niveau anzuheben. "Man fühlt sich da wie ein Mensch 2. Klasse" stellte einer der Gäste dar.
In einem 2. Teil der Podiumsdiskussion wurde von Mitarbeiterin aus Werkstätten berichtet, die unter Anderem als Frauenbeauftragte aktiv sind. Die Frauenbeauftragten berichteten auf der Podiumsdiskussion von ihrer Arbeit. Dabei wurden auch Themen angesprochen, wie die (sexuelle) Gewalt an Frauen in den Werkstätten präventiv angehen kann. Es wurde in der Diskussion sehr deutlich und auch lobend erwähnt, wie wichtig die Arbeit der Frauenbeauftragte in einer Werkstatt ist.
Danach folgte eine Fragerunde, bei der alle anwesenden Gäste ihre Fragen stellen konnten. Ein massiver Kritikpunkt, dass Urlaubs und Weihnachtsgeld vom Hartz IV abgezogen wird.
Ob die heute geführten Diskussionen sich auch politisch auswirken und am Ende die Gesetze entsprechend angepasst werden, bleibt abzuwarten.
Zum Hintergrund: Das Entgeldsystem in Werkstätten für Menschen mit Behinderung, steht schon lange in der Kritik, da hier Menschen mit Behinderung oftmals die Arbeit einer vollwertigen Arbeitskraft durchführen, aber die Entlohnung sehr weit entfernt vom Mindestlohn ist. Laut Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen e.V. (BAG WfbM) betrug im Jahr 2016 das durchschnittliche Arbeitsentgeld eines Werkstattbeschäftigten gerade mal 180 Euro im Monat.
UPDATE 26.11.2019:
Angelika Glöckner, Beauftragte für die Belange für Menschen mit Behinderungen:
Die Arbeit in den Werkstätten für Menschen mit Behinderungen ist wichtig und verdient unsere Anerkennung und Unterstützung. Gerade die Einkommenssituation von Werkstattbeschäftigten gilt es zu verbessern. Wie ein neues Entgeltsystem aussehen könnte war Schwerpunkt der Diskussionen der 13. Werkstatträtekonferenz der SPD-Bundestagsfraktion.
„Nicht nur die gerechte Entlohnung von Werkstattbeschäftigten ist wichtig, sondern auch, dass sie transparent und verständlich gestaltet ist. Dafür wollen wir uns weiterhin einsetzen, und das haben wir auf der Konferenz mit Werkstattvertretern aus ganz Deutschland diskutiert. Als Gesetzgeber haben wir in dieser Legislatur die Teilhabe an der Arbeitswelt aller mit dem Budget für Arbeit seit 2018 und mit dem neuen Budget für Ausbildung ab 2020 zwei wichtige Vorhaben auf den Weg gebracht. Die Grenzen zwischen dem ersten und zweiten Arbeitsmarkt werden damit durchlässiger, sodass Menschen mit Behinderungen selbst entscheiden können, wo sie arbeiten möchten.
Ein weiteres wichtiges Thema auf der Konferenz war die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern in den Werkstätten. Die neu geschaffenen Frauenbeauftragten müssen noch viel Basisarbeit leisten, um für mehr Mitbestimmung von Frauen zu sorgen. Die gesetzlichen Grundlagen für die Arbeit der Frauenbeauftragten sind bereits geschaffen. Wir stärken den Frauenbeauftragten ausdrücklich den Rücken, damit sie ihre Rechte einfordern, und für ihre wichtige Arbeit die Anerkennung und den Respekt erhalten, der ihrer Arbeit würdig ist.“
Autor: Redaktion / © EU-Schwerbehinderung