Dringende Sicherung von Assistenzleistungen und Hilfen für Menschen mit Behinderung notwendig
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Die dringende Sicherung der Finanzierung von Assistenzleistungen und Hilfen für Menschen mit Behinderung ist ein zentraler Schritt, um ihre individuellen Bedürfnisse zu erfüllen und eine inklusive Gesellschaft zu fördern. Es ist von höchster Priorität, dass politische Entscheidungsträger die finanziellen Ressourcen bereitstellen, um sicherzustellen, dass kein Mensch mit Behinderung auf notwendige Unterstützung verzichten muss.
Der Paritätische Wohlfahrtsverband Baden-Württemberg setzt sich für eine sichere Finanzierung von Offenen Hilfen, Diensten und Tagesstätten ein. Dabei betont der Paritätische, dass diese niederschwelligen Beratungs- und Unterstützungsangebote die gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen und soziale Isolation verhindern. Angesichts der prekären Finanzlage der Städte und Kommunen dürfen die Kosten nicht auf Kosten der Betroffenen eingespart werden. Daher ist eine sichere Regelfinanzierung unerlässlich, um Menschen mit Behinderung bedarfsgerechte Assistenzleistungen und Unterstützung anzubieten.
„Menschen mit Behinderung profitieren von Offenen Hilfen und Diensten ganz besonders. Bedarfsgerechte Assistenzen und niederschwellige Freizeit-, Kultur- und Treffangebote ermöglichen es, am Leben in der Gesellschaft gleichberechtigt teilzuhaben, Freunde zu treffen und Kontakte zu pflegen. Dadurch werden soziale Isolation und Vereinsamung vermieden und Inklusion gefördert“, erklärt Ulf Hartmann, Vorstand des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Baden-Württemberg. Familienunterstützende Dienste und ihre Angebote seien wichtig, um Familien mit Kindern oder Angehörigen mit Behinderung zu entlasten. „Für viele Menschen mit psychischer Erkrankung sind Tagesstätten ein Grund, überhaupt einmal das Haus zu verlassen und eine wichtige Anlaufstelle, um mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen, ohne sich stigmatisiert zu fühlen. Hier finden sie eine Tagesstruktur mit Gruppenangeboten und Beschäftigungsmöglichkeiten wie die gemeinsame Zubereitung von Mahlzeiten, aber auch die Möglichkeit, sich zu alltäglichen oder auch sozialrechtlichen Fragen beraten zu lassen“, so Hartmann. Diese niederschwelligen Angebote dürften nicht länger von freiwilligen Leistungen der Kommunen abhängen. Hier brauche es eine sichere Regelfinanzierung.
„Die Tagesstätten sind ein unverzichtbares, niedrigschwelliges Angebot für Menschen mit einer psychischen Erkrankung. Sie bieten die Möglichkeit, ohne jede Formalität an Gemeinschaftsaktivitäten, Mittagstisch, Zuverdienstangeboten etc. teilzunehmen und einen ersten Zugang zum Hilfesystem zu finden. Sie müssen – wie im Landespsychiatrieplan vorgesehen - unbedingt aus dem Bereich der Freiwilligkeitsleistungen der Stadt- und Landkreise in ein Pflichtangebot im Psychischkrankenhilfegesetz des Landes überführt werden,“ sagt Barbara Wolf, Geschäftsführerin des Vereins für Sozialpsychiatrie e.V. in Reutlingen.
"Das Gemeindepsychiatrische Zentrum in Ulm bietet nicht nur zahlreiche Angebote zur Tagesstrukturierung für psychisch erkrankte Menschen, sondern ist für viele Menschen auch eine Anlaufstelle, die Gelegenheit schafft, soziale Kontakte zu knüpfen und zu pflegen. Für viele unserer Besucher*innen sind wir eine Art "Familie". Man wird begrüßt, man wird vermisst--- Alltagssorgen werden geteilt. Man kann hier in Gemeinschaft Frühstücken, Mittagessen und ein respektvolles und wohlwollendes Miteinander erfahren. Gemeinsam wird gebacken, gehäkelt, gestrickt und vieles mehr mit den Händen erschaffen. Ohne diese Institution wären diese Menschen wahrscheinlich noch einsamer mit ihrer Erkrankung", erklärt Monika Balint, Geschäftsführende Vorständin der RehaVerein Geschäftsstelle in Ulm.
„Wir als offene Hilfen unterstützen und entlasten Familien in ihrem Alltag. Jedoch steht das Erleben, die Freude und die Gemeinsamkeit für die Menschen mit Behinderung für uns im Mittelpunkt“, sagt Leonie Fetscher, Leitung Offene Hilfen bei der Lebenshilfe im Kreis Rottweil.
„Wir als Familie schätzen die Angebote der offenen Hilfen sehr. Dank ihnen können wir wenigstens einige Tage im Jahr, etwas für uns unternehmen, ohne Zeitdruck und schlechtem Gewissen. Denn wir sind sicher, dass sich das Team bestens um unseren Sohn kümmert und dort eine sehr schöne und wertvolle Zeit verbringt, erklärt eine Klientin zum Angebot der Lebenshilfe im Kreis Rottweil.
Der Paritätische Wohlfahrtsverband Baden-Württemberg und Behindertenverbände fordern eine sichere Finanzierung von familienunterstützenden und offenen Hilfen sowie Tagesstätten.