Inklusion gelingt nur mit ausreichend Fach- und Arbeitskräften
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Vor der Jahreskonferenz der Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder betonte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer, der seit Anfang Oktober den Vorsitz der Ministerpräsidentenkonferenz hat, "Inklusion ist eine gesamtgesellschaftliche Querschnittsaufgabe und die selbstbestimmte, gleichberechtigte und wirksame Teilhabe von Menschen mit Behinderungen in allen Lebensbereichen ist mir ein wichtiges Anliegen. Ich freue mich, dass die Beauftragten von Bund und Ländern so zahlreich meiner Einladung nach Leipzig gefolgt sind. Aus dem Gespräch nehmen wir viele Anregungen und Impulse mit, um morgen bei der Konferenz der Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder einen guten Beschluss fassen zu können. Neben den heute besprochenen Themen Bildung, Arbeit, Wohnen, Gesundheit und Fachkräfte muss auch die Kostenentwicklung in der Eingliederungshilfe nach dem Bundesteilhabegesetz nun verstärkt in den Blick genommen werden. Wir können diese Entwicklung der Kosten nicht mehr länger hinnehmen, da sie eine Dynamik erreicht hat, die die Kommunen zu überfordern droht. Der Bund muss hier endlich handeln und gemeinsam mit den Ländern einen transparenten und zukunftsfähigen Modus für einen Mehraufwandsausgleich schaffen."
Heute bedankten sich die Fachverbände für die großartige Initiative von Ministerpräsident Michael Kretschmer, gerade in diesen Zeiten großer Herausforderungen. Weiter heißt es: "Menschen mit Behinderung geraten aktuell immer wieder aus dem Fokus von Politik und Gesellschaft. Die Unterstützung von Menschen mit Behinderung und das Ziel einer inklusiven Gesellschaft werden teilweise sogar in Frage gestellt. Für die Fachverbände für Menschen mit Behinderung steht gemeinsames Aufwachsen und selbstverständliches Miteinanderleben als Grund- und Menschenrecht fest. Die Rahmenbedingungen für die Verwirklichung dieses Rechts können jedoch nur in gemeinsamer Anstrengung von Bund, Ländern und Kommunen sowie von Verbänden und anderen Organisationen der Zivilgesellschaft geschaffen und erhalten werden. Vor diesem Hintergrund ist die Leipziger Erklärung der Konferenz der Behindertenbeauftragten und der heutige Beschluss der Konferenz der Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder (MPK) ein wichtiges Signal auf dem Weg gemeinsamer Aktivitäten zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention.
Um die bedarfsgerechte Unterstützung von Menschen mit Beeinträchtigungen umsetzen zu können, muss eine Priorität auf der Gewinnung von Arbeits- und Fachkräften liegen. Hierfür haben die Fachverbände in ihrem Impuls drei Handlungsfelder benannt: Inländische Personalgewinnung, Konzentration auf die Arbeit am Menschen – unter anderem durch Bürokratieabbau – sowie Personalakquise aus dem Ausland. Hierzu haben die Beteiligten vereinbart, konkrete Vorschläge auszutauschen und auf den Weg zu bringen."
Hierbei wurden drei Handlungsfelder identifiziert:
- Die inländische Personalgewinnung
- Stärkere Nutzung von Arbeitszeit für die Arbeit am Menschen
- Die Personalakquise aus dem Ausland
Schaut man sich die Handlungsfelder konkreter an, dann fällt leider auf, dass viele Probleme nicht erkannt wurden. Die innländische Personalgewinnung kann nur dann gelingen, wenn das notwendige innländische Personal vorhanden wäre. Angesichts des Demografischen Wandels, ist eher nicht davon auszugehen, da nicht nur die Geburtenraten rückläufig wird, sondern schon jetzt junge Menschen immer mehr die alternde Gesellschaft finanzieren müssen. Mit ein Grund, warum viele Menschen sich von den große Parteien distanzieren und rechtpobulistische Parteien wählen. Zwar bieten gerade rechtspobulistische Parteien keine Lösung, im Gegenteil sie werden neue schaffen, doch der Ruf nach einem grundsätzlichen "Gamechanger" ist dadurch erkennbar.
Gerade unter dem Punkt "Die Personalakquise aus dem Ausland" werden die Rechtpobulisten wohl kaum Ideen entwickeln, sonder hier mit ihren Slogen der "Remigration" für nochh mehr Mangel an Fachkräften sorgen und so dien Punkt der inländische Personalgewinnung obsolet machen.
Allerdings gibt es auch einen wesentlichen Punkt unter "Personalakquise aus dem Ausland", denn hier wird im Kern eines der große Probleme aufgezeigt, eine falsche Nutzung vorhandener Fachkräfte. Das macht sich besonders bei denen bemerkbar, die am Menschen arbeiten, also Personal im Bereich der Pflege, denn dieser Bereich nutzt bis zu 50 Prozent (laut Schilderung betroffener) seiner Arbeitszeit nur mit Dokumentation. "Besonders wichtig ist hier eine Entbürokratisierung insbesondere im Bereich der Dokumentationspflichten. In Bereich der Eingliederungshilfe und der Pflege werden bis zu 40% der Arbeitszeit für Dokumentation aufgewendet." beschreibt das Dokument der Fachverbände zu dem Thema.
Resumierend betonte die Beauftragte der Landesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen in Baden-Württtemberg, die zugleich die Sprecherin der Konferenz der Beauftragten von Bund und Ländern für Menschen mit Behinderungen (KBB) ist: "Der Austausch heute war ein wertvoller Schritt, um zu erörtern, wie wir gemeinsam dafür Sorge tragen können, damit wir in den Ländern bei der gleichberechtigten Teilhabe weiter vorankommen. Denn Inklusion ist nicht optional. Damit die Bürgerinnen und Bürger in ihrem Alltag wirksame Verbesserungen erfahren, müssen Barrieren abgebaut werden und es dürfen keine neuen entstehen, zum Beispiel beim Wohnraum, dem Zugang zu wohnortnaher inklusiver schulischer Bildung, auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt, im Gesundheitssystem und in der Pflege. Die Empfehlungen des UN-Fachausschusses zur Umsetzung der UN-BRK sind ein klarer Handlungsauftrag. Der Gedanke der Inklusion muss Kompass unserer Gesellschaft sein, damit alle Menschen gerechte Lebensbedingungen vorfinden."
Der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, Jürgen Dusel, erklärte: "Schauen Sie auf den Arbeitsmarkt: Wir können es uns gar nicht leisten, auf das Potenzial dieser zumeist sehr gut qualifizierten Menschen zu verzichten! Wir suchen in Deutschland händeringend nach qualifizierten Fachkräften - und gleichzeitig finden aktuell mehr als 176.000 Menschen mit Behinderungen keinen Job, und das trotz abgeschlossener Ausbildung oder sogar Studium. Die Arbeitslosenquote schwerbehinderter Menschen ist damit knapp doppelt so hoch wie die Quote der Arbeitslosen allgemein. Um das zu ändern, müssen Arbeitgeber ihre Vorurteile gegenüber Menschen mit Behinderungen abbauen. Aber wir müssen auch den Irrgarten der zuständigen Ämter beseitigen, stattdessen brauchen wir künftig nur noch einen Träger als verlässlichen Ansprechpartner und Entscheider als Service für Unternehmen. Sonst wird sich an diesem bedauernswerten Zustand nichts ändern."
Autor: kk / © EU-Schwerbehinderung
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