Plötzlich im Rollstuhl - was nun?
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Wenige Menschen machen sich ernsthafte Gedanken, wenn ihnen jemand in einem Rollstuhl begegnet, außer es ist ein Kind oder die Person fällt durch andere Behinderungen auf. Dabei sollte der Blick zum Rollstuhl die Menschen auch mal dazu bewegen, über die damit verbundenen Problemstellungen nachzudenken. Rollstuhl ist nämlich keine Lebenssituation, die sich betroffene Menschen aussuchen. Die Notwendigkeit von Rollstuhl entsteht nämlich meist erst dann, wenn genau das passiert, wo jeder denkt, dass es einem selbst nicht treffen kann. Es ist das Auto, dass ungeachtet über die rote Ampel fährt und jemanden anfährt, oder eine einfache Tätigkeit im eigenen Haushalt, Manchmal aber auch die Krankheit, die nicht voraussehbar war, oder vererbt ist. Es sind Situationen, die plötzlich entstehen und Menschen aus dem gewohnten Leben reißen. Menschen dazu zwingen sich mit nur einer Frage zu befassen: „Plötzlich im Rollstuhl - was nun?“ – Die fast erdrückende Mehrzahl aller Behinderungen ist auf ein Lebensereignis zurückzuführen. Ein Lebensereignis (u.a. Krankheit, Alter, Verletzung, Infektion, Trauma), das nicht immer von einem selbst ausgelöst wird, das aber jeden treffen kann. Die Rollstuhlfahrerin Natascha Höhn, hat sich mit dem Thema auseinandergesetzt.
Ein drastischer Abfall der körperlichen Fähigkeiten kann dazu führen, dass man einen Rollstuhl nutzen muss. Das ist ein einschneidendes Erlebnis und es gibt sinnvolle Schritte, die Sie oder das Umfeld in Form von Familie und/oder Freunden tun können:.
Hausarzt
Suchen Sie sich einen Hausarzt oder eine Hausärztin Ihres Vertrauens. Hausärzte begleiten über mehrere Jahre. Auch kennen sie ihre Patienten meist schon vor Rollstuhlnutzung. Außerdem stellen Sie notwendige Rezepte aus, beraten bezüglich Medikamente. Wenn ein Krankenhausaufenthalt notwendig wird, ist es oft sinnvoll, wenn von Arzt zu Arzt gesprochen wird.
Sanitätshaus
Es gibt große Unterschiede in der Qualität eines Sanitätshauses und seiner Mitarbeiter. Leider ist es so, dass Mitarbeiter oft keine Erfahrung bzw. Ahnung haben und einem was Verkehrtes andrehen. Ein gutes Sanitätshaus ist wichtig, weil es für die komplette Versorgung zuständig ist. Gute Sanitätshäuser und deren Mitarbeiter können auch bzgl. notwendiger und sinnvoller Versorgung und Umbaumassnahmen beraten. Einfach ausprobieren und fragen.
Rechte
Oft ist man so beschäftigt, sich in der veränderten Situation und mit all dem Neuen zurechtfinden, dass man keine Kraft hat, sich um eigene Rechte zu kümmern. Die sind aber wichtig. Es gibt verschiedene Stellen, an die man sich wenden kann. Es ist gut zu wissen, welche Stellen das im Einzelfall sind. Ist je nach Anliegen und Bundesstaat unterschiedlich. Dann ist es wichtig, an einen kompetenten Mitarbeiter zu kommen. Ist nicht selbstverständlich. Ein kompetenter Mitarbeiter, der engagiert ist, kann beraten, Auskunft erteilen, Hilfestellung leisten oder auch Anregungen geben,
Pflege
Darum muss man sich selbst kümmern. Die Krankenkasse bezahlt. Je nach Pflegegrad (bestimmt der medizinische Dienst, kurz: MD oder die Diagnose) erhält man unterschiedlich viel Geld. Wenn man von Angehörigen gepflegt und versorgt wird, erhält man von der Kasse einen reduzierten Satz.
Therapien
Es gibt Ergotherapie, Physiotherapie und Logopädie. Die haben unterschiedliche Schwerpunkte und Aufgabenstellungen. Gut ist, wenn man Therapeuten hat, die in Zusammenhängen denken und das bezogen auf die rein körperliche Ebene als auch auf das Zusammenspiel von Körper-Geist-Seele.
Vernetzung
Vernetzung ist total wichtig. Das kann online und offline erfolgen, also z.B. in Foren, ortsunabhängig oder in Selbsthilfegruppen und damit ortsabhängig. Durch Austausch erhält man wertvolle Tipps und kann Tipps geben. Man findet offenere Ohren und auch Menschen, die ähnliche Herausforderungen haben.
Psychologische Betreuung
Ist nicht jedermanns Sache, kann aber durchaus sinnvoll sein. Es gibt verschiedene Therapieformen und — oh Wunder - große Unterschiede bei den Persönlichkeiten der Therapeuten. Was für den einen passt, kann für den anderen nicht gut sein. Es gibt keine Pauschalempfehlung. Psychische Gesundheit sollte nicht unterschätzt werden. Ob mit oder ohne professionelle Unterstützung ist komplett Ihre Entscheidung.
Denken Sie daran, dass jeder Mensch einzigartig ist und dass die Art und Weise, wie Sie mit Ihrer neuen Lebenssituation umgehen, von Ihren persönlichen Umständen und Bedürfnissen abhängt. Es gibt kein Patentrezept. Wäre manchmal echt hilfreich…aber Fehlanzeige. Leider.
Nehmen Sie sich Zeit, um sich anzupassen und fragen Sie nach Unterstützung, wenn Sie sie brauchen.
Autor: Natascha Höhn