VdK-Präsidentin: „Diskussion um Bürgergeld-Anpassung ist zynisch“
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Im Zuge der Haushaltskrise gibt es Stimmen, das Bürgergeld überprüfen zu lassen und die geplante Steigerung auf den Prüfstand zu stellen. Begründet wird das mit der weniger stark ansteigenden Inflation. Dazu sagt VdK-Präsidentin Verena Bentele:
„Die Diskussion um die Bürgergeld-Anpassung könnte zynischer nicht sein. Bei der Erhöhung handelt es sich um einen rückwirkenden Inflationsausgleich: Bürgergeldbeziehende wurden in der Hochphase der Inflation alleingelassen, mussten selbst sehen, wie sie mit den extremen Preissteigerungen klarkamen. Sie haben kein gut gefülltes Sparbuch, keine Rücklagen, mit denen sie zum Beispiel die gestiegenen Lebensmittelpreise problemlos finanzieren können. Die Anpassung an die Inflation kommt im Januar 2024 sehr spät, doch besser jetzt als gar nicht. Viele sind auf die Erhöhung dringend angewiesen.
Der unterschwellige Vorwurf, Bürgergeldbeziehende würden sich lieber auf dem Geld ausruhen, anstatt zu arbeiten, macht mich besonders wütend. Menschen, die das behaupten, vergessen, dass zum Beispiel 160.000 Alleinerziehende auf Bürgergeld angewiesen sind, weil es ihnen etwa angesichts der fehlenden Kita-Plätze – übrigens derzeit rund 400.000 in Deutschland – nahezu unmöglich ist, arbeiten zu gehen. Rund ein Fünftel der Bürgergeldbeziehenden sind Aufstocker – sie gehen also arbeiten, brauchen das Geld aber, weil ihr Lohn so niedrig ist, dass er die Lebenserhaltungskosten nicht deckt.
Wer behauptet, Bürgergeldempfängerinnen und -empfänger haben einfach nur keine Lust auf Arbeit, hat die Lebensrealität in unserem Land noch nicht begriffen. Statt die Erhöhung der Grundsicherung in Frage zu stellen, sollten die Sätze vielmehr neu berechnet werden, damit die Menschen am gesellschaftlichen Leben teilhaben und sich gesund ernähren können.“