Kritik an Sicherheitsbehörden und Faeser (SPD): Gefahr zu spät wahrgenommen
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Der Terrorismusexperte Peter Neumann vom King’s College in London sieht nach dem Terrorangriff der radikalislamischen Hamas auf Israel eine größere Gefahr von Anschlägen als zur Zeit des Erstarkens des „Islamischen Staates“ (IS) in Syrien. „Die Hamas rekrutiert keine Auslandskämpfer, und es ist nicht so einfach, in den Gazastreifen zu kommen“, sagte er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Daher liegt das Augenmerk jetzt von Anfang an auf dem, was Islamisten hier tun können. 2012 sind die ersten Islamisten nach Syrien gegangen, erst 2014 gab es hier den ersten Anschlag. Das wird diesmal schneller gehen.“
Neumann fuhr fort: „Ich rechne mit Einzeltätern oder kleinen Gruppen, die sich im Internet finden und zu relativ einfachen Aktionen verabreden, wie Angriffen mit Lastwagen und Pkw auf größere Menschenmengen oder Attacken mit Messern.“ Einen komplexen Anschlag, wie er etwa 2015 in Paris stattgefunden hat, könne er sich aktuell allerdings nicht vorstellen, so der Experte.
Dafür existierten die Netzwerke nicht. „Da haben die Sicherheitsbehörden in den letzten Jahren gut gearbeitet. Sie haben die Netzwerke zerstört. An deren Stelle ist der Mythos des Einzeltäters getreten.“
Der Terrorismusexperte beklagte dafür eine seiner Ansicht nach zu späte Reaktion des Staates auf die aktuellen Ereignisse im Nahen Osten. „Ich habe schon am 26. Oktober gesagt, dass die Gefahr zunimmt, insbesondere für jüdische und israelische Einrichtungen“, sagte er dem RND. „Damals war die Innenministerin noch anderer Meinung. Das fand ich absurd, weil sich die Lage mit dem 7. Oktober dramatisch verändert hat. Die bürokratischen Mühlen der Sicherheitsbehörden mahlen aber langsam. Deshalb bin ich froh, dass sie nach acht Wochen jetzt auch zu dieser Einschätzung gekommen sind.“