Mehrheit plädiert für stärkere Vereinheitlichung des Schulsystems
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Eine Mehrheit der Deutschen geht davon aus, dass sich die Leistungen von Schülerinnen und Schülern durch eine Zentralisierung und Vereinheitlichung des Schulsystems verbessern lassen. Das hat eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND) ergeben. Danach äußeren sich 66 Prozent der Befragten zustimmend, während 24 Prozent nicht glauben, dass sich ein stärker zentralisiertes und vereinheitlichtes Bildungssystem positiv auf die Leistungen auswirkt. 10 Prozent gaben an, keine Antwort auf diese Frage zu wissen. Die Zustimmung im Osten (79 Prozent/Nein: 12 Prozent) ist dabei deutlich größer als im Westen (63 Prozent/Nein: 26). Bei der repräsentativen Umfrage wurden zwischen dem 12. und 15. Februar 1008 Männer und Frauen befragt.
In der Umfrage gaben nur zehn Prozent der Befragten an, dass sich die Qualifikation der Schulabgänger im Vergleich zu vor 30 Jahren verbessert hat. 68 Prozent sehen dagegen eine Verschlechterung. Befragt nach den Gründen für das schlechte Abschneiden der deutschen Schülerinnen und Schüler bei der jüngsten Pisa-Studie machten 70 Prozent der Bundesbürger den Lehrermangel für die Misere verantwortlich. Bei Befragten mit Kindern im Schulalter sind es sogar 80 Prozent.
Etwas mehr als die Hälfte vermutet als Grund für die Verschlechterung der Ergebnisse in Deutschland, dass es zu viele Schüler gibt, die über keine oder zu geringe Deutschkenntnisse verfügen (59 Prozent), eine schlechte Ausstattung der Schulen (57 Prozent) und veraltete Lehrpläne und Lehrmethoden (ebenfalls 57 Prozent). Am seltensten glauben die Bundesbürger, dass die schlechteren Pisa-Ergebnisse in Deutschland auf zu wenig motivierte Lehrer zurückzuführen sind. (27 Prozent).
Der Vorsitzende des Bundestags-Bildungsausschusses, Kai Gehring (Grüne) sagte dem RND, die Umfrageergebnisse zeigten einmal mehr die Unzufriedenheit der Bürgerinnen und Bürger mit dem Bildungsföderalismus. „Die Erwartung vieler Menschen ist, dass der Bund mehr mitgestaltet und sich Bund, Länder und Kommunen endlich stärker unterhaken, um gemeinschaftlich und flächendeckend bessere Lernergebnisse und höhere Vergleichbarkeit sowie mehr Qualität und Chancengerechtigkeit in der Bildung zu erzielen“, so Gehring.
Gehring forderte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auf, sich des Themas Bildung stärker anzunehmen. „Weil ein leistungsfähiges Schulsystem für die Zukunftsfähigkeit des Landes so wichtig ist, ist das Thema Bildung auch ein Kandidat für eine Ministerpräsidentenkonferenz mit dem Bundeskanzler“, betonte er. „Nur mit einem gesamtstaatlichen Bildungsruck lässt sich die Fachkräftekrise lösen“, mahnte der Grünen-Politiker.