Pflegeverband: „Pflegende brauchen dringend eine Verschnaufpause“
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Arbeiten unter Hochdruck bei extrem ausgedünnter Personaldecke: Pflegefachpersonen sind derzeit enormen Belastungen ausgesetzt. Die Ergebnisse des Barmer Pflegereports 2020 bestätigen die Konsequenzen des Personalmangels in der Pflege und die gesundheitlichen Folgen auch für Bayern noch einmal schwarz auf weiß.
Die Situation ist durch hohe Krankenstände in der Pandemie noch einmal deutlich verschärft, betont der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe als Interessensvertreter beruflich Pflegender. Dazu kommen Angst und Unsicherheit, sich selbst oder andere anzustecken. Laut eigener DBfK-Umfrage fühlen sich die Pflegenden immer noch nicht ausreichend geschützt.
Die Menschen in den Pflegeberufen sind aufgrund der psychischen und physischen Belastungen erschöpft – ein Ende scheint so schnell nicht in Sicht. „Die Pflegenden brauchen dringend eine Verschnaufpause und Erholung, um wieder Kraft zu schöpfen“, berichtet Dr. Marliese Biederbeck, Geschäftsführerin des DBfK Südost e.V. Der DBfK appelliert daher an die Einrichtungen, auf das Wohl der eigenen Mitarbeiter/innen zu achten. Dazu gehören geregelte Arbeitszeiten, genügend Pausen aber auch die Ausrüstung mit genügend Schutzkleidung sowie regelmäßige Testungen verknüpft mit schnellen Ergebnissen.
Wie sehr die Sorge um den Schutz gegen eine Covid-Erkrankung Pflegende derzeit belastet, bestätigen unterdessen die aktuellen Ergebnisse der DBfK-Umfrage vom Dezember 2020: 57 Prozent der Befragten fühlt sich während der Arbeit nicht sicher vor einer Infektion geschützt. Die DBfK-Umfrage hat zudem ergeben, dass aufgrund der hohen Belastung ein Drittel regelmäßig über einen Berufsausstieg nachdenkt. „Wir befürchten, dass die Berufsflucht unter derzeitigen Bedingungen noch einmal deutlich zunimmt und die Versorgungssicherheit damit massiv bedroht sein wird.
Es muss jetzt schnellstens gegengesteuert werden“, so Dr. Biederbeck.
Als Ausweg aus dem Dilemma rund um den seit vielen Jahren andauernden Personalmangel schlägt die Barmer neben gesundheitsförderlichen Maßnahmen eine angemessene Personalausstattung vor. Der DBfK fordert bereits seit langem die Einführung von Instrumenten, die eine angemessene Personalausstattung für die stationäre Langzeitpflege und die Akutpflege ermitteln.
In der Diskussion um mehr Personal appelliert der DBfK eindringlich, vor allem um qualifiziertes Personal zu werben: Nur mit gut qualifizierten Pflegefachpersonen könne man einen so dringend notwendigen Imagewandel im Pflegeberuf herbeiführen und wieder mehr Menschen für die Pflege gewinnen. Attraktiv wird der Pflegeberuf, wenn sich gleichzeitig die Rahmenbedingungen verbessern. Neben Einmalzahlungen und Prämien braucht es dringend nachhaltige Lösungen, wie zum Beispiel eine deutlich bessere Bezahlung für einen psychisch und physisch anspruchsvollen, systemrelevanten Beruf.
Autor: DBfK / © EU-Schwerbehinderung