Behindertenbeauftragter: Corona-Krise wirft Inklusion zurück
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Die Inklusion an Schulen und in anderen Bereichen hat gelitten während der Corona-Krise nach Ansicht des Behindertenbeauftragten der Bundesregierung, Jürgen Dusel. Deshalb sei es wichtig, dass staatliche Hilfen zur Überwindung der Krise auch für die Rechte von Menschen mit Behinderung eingesetzt werden, sagte Dusel gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
"Wenn wir Geld in die Hand nehmen für die Infrastruktur, muss damit auch Barrierefreiheit stattfinden", forderte Dusel. Außerdem müssten dringend notwendige Investitionen in die Renovierung von Schulen immer an Barrierefreiheit gekoppelt sein. Dusel forderte zudem die Unternehmen auf, die Arbeitschancen von Behinderten zu verbessern. Hilfen für die Wirtschaft in der Krise seien ein Akt der Solidarität. "Dann erwarte ich von den Unternehmern auf der anderen Seite auch, dass sie natürlich auch Menschen mit Behinderungen einstellen", betonte Dusel.
Bereits im März machte der Behindertenbeauftragte darauf aufmerksam das die Berufliche Bildung von Menschen mit Behinderung verbessert werden müsse. Die Behindertenbeauftragten von Bund und Ländern fordern für junge Menschen mit Beeinträchtigungen bessere Berufsausbildungschancen. Zudem sollten Unternehmen ohne Teilhabebereitschaft höhere Ausgleichsabgaben bezahlen.
Jürgen Dusel, Bundesbeauftragte für Menschen mit Behinderungen hat mehr Engagement von der freien Wirtschaft für Menschen mit Behinderung gefordert: „Gleichberechtigte Teilhabe am Arbeitsleben ist der Generalschlüssel für Inklusion. Die steigende Arbeitslosigkeit unter jungen Menschen mit Behinderungen muss uns daher ein Alarmsignal sein, auch vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels. Bei der Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen ziehen sich viele Unternehmen trotz gesetzlicher Verpflichtung seit vielen Jahren aus der Verantwortung. Das ist nicht akzeptabel. Für die Arbeitgeber, die wirklich keinen einzigen Menschen mit Schwerbehinderung beschäftigen, muss daher die Ausgleichsabgabe zumindest verdoppelt werden.“
Christine Braunert-Rümenapf, Berliner Landesbeauftragten für Menschen mit Behinderung hat sich für bessere Bildungschancen für Menschen Behinderung ausgesprochen: „Ziel der beruflichen Bildung muss die barrierefreie und gleichberechtigte Gestaltungsmöglichkeit einer individuellen Bildungs- und Berufsbiografie sein. Die gesellschaftliche Teilhabe muss gewährleistet sein, das Wunsch- und Wahlrecht sichergestellt und die Auswirkungen der Corona-Pandemie auffangen werden.“
So würden zu häufig die Fähigkeiten von Menschen mit Behinderung unterschätzt und daher "unzureichend oder überhaupt nicht als mögliche Fachkräfte von Morgen wahrgenommen", betonten die Beauftragten. Die Lage von Menschen mit Behinderung im Bereich der beruflichen Bildung sei prekär. Gründe dafür seien unter anderem die "defizitorientierte Betrachtung junger Menschen", Dabei wurden auch aufmerksam gemacht auf fehlende Barrierefreiheit etwa beim Schulzugang, geringe bis gar keine Durchlässigkeit zwischen Qualifizierungs- und Ausbildungsketten, sowie die fehlende Bereitschaft von Unternehmen, Menschen mit Behinderung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt auszubilden oder einzustellen. Verschärft würde die Situation noch zusätzlich durch die Corona-Pandemie.
"Ausbildung im regulären Betrieb muss für junge Menschen mit Behinderungen die Regel werden und nicht die Ausnahme sein wie heute", erklärte der Beauftragte für die Belange von Menschen mit Behinderungen des Landes Rheinland-Pfalz, Matthias Rösch. Dieses sei die gemeinsame Aufgabe für Wirtschaft, Reha-Trägern und Schulen. Zudem forderte Rösch ebenfalls eine Erhöhung der Ausgleichsabgabe, "um mehr Bereitschaft zu inklusiver Ausbildung und Beschäftigung in Betrieben des allgemeinen Arbeitsmarktes zu erreichen".
Autor: md / © EU-Schwerbehinderung